Konjunktur

Inflation? Nein, Deflation!

| 14. März 2013
istock.com/ISerg

Man muss sich einmal vorstellen, was los gewesen wäre in Deutschland, hätte die Inflation im vergangenen Monat nicht bei 1,5 Prozent, sondern bei 2,5 Prozent gelegen. Die Zeitungen und Zeitschriften wären gefüllt gewesen mit der Angst der Deutschen vor der Inflation und Hinweisen auf die unverantwortliche Geldmengenausweitung, die von der Europäischen Zentralbank aktiv befördert wurde. Bei ersten Schritten in die Deflation – und darum handelt es sich hier, denn Preisstabilität herrscht bei knapp unter 2%, wie die EZB klar und mit gutem Grund definiert – kann von solchen Reaktionen nicht die Rede sein. Diese ersten Schritte sind aber tatsächlich gegangen worden, und die Deutschen werden noch lernen, sich davor zu fürchten.

Notenbanken rund um die Welt legen bewusst die Inflationsziele nicht auf Null, sondern auf einen Wert nahe zwei Prozent, weil zum einen klar nachgewiesen ist, dass die aktuelle Statistik die Qualitätsverbesserungen von Produkten immer zu spät erfasst und damit die tatsächliche Inflation um etwa die Größenordnung von eineinhalb bis zwei Prozent pro Jahr überzeichnet. Zum anderen sind die Handlungsmöglichkeiten einer Notenbank sehr begrenzt, wenn man sich der offenen Deflation nähert. Es ist wie am Bahnsteig: Hält man den markierten Sicherheitsabstand zum Gleis nicht ein, läuft man Gefahr, in den Luftzug eines vorbei brausenden Zuges gerissen zu werden. Dann ist kein Halten mehr, obwohl man gar nicht auf den Gleisen selbst stand. Die Notenbank kann die kurzfristigen Zinssätze nun einmal nicht unter Null senken. Sie kann niemanden zwingen, sein Geld in Umlauf zu bringen, wenn er es denn lieber unter dem Kopfkissen hortet. Sie kann niemanden zwingen, Kredite aufzunehmen, egal wie günstig die angebotenen Konditionen sind, wenn er denn keine haben will. Oder wie es J.M. Keynes ausdrückte: Man kann die Pferde nur zur Tränke führen, zum Saufen kann man sie nicht zwingen.

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