Arbeit

Inflation versus Deflation – die asymmetrische Beurteilung der Preisstabilität

| 05. Mai 2014

In einem Artikel im gedruckten Spiegel vom 19. April („Die letzte Waffe“, S. 60-63) werden die deflationären Tendenzen in Europa mit Verweis auf das neunzehnte Jahrhundert verharmlost (in der Inhaltsübersicht auf Seite 6 wird der Beitrag mit den Worten „Warum die Furcht vor der Deflation übertrieben ist“ angekündigt). Das ist quasi das Kontrastprogramm zu unserer Einschätzung, wie wir sie am letzten Freitag im Beitrag „Unser Geldsystem XII – Der Goldstandard und der Mythos von der absoluten Preisstabilität“ abgegeben haben, dass nämlich das 19. Jahrhundert ein schlechter Kronzeuge für die angeblich segensreiche oder zumindest unproblematische Wirkung von Deflation ist.

Man muss sich einmal zurückerinnern, mit welchen Argumenten in den siebziger Jahren niedrige Inflationsraten (anstelle von hohen) als absolut unabdingbar für eine effiziente wirtschaftliche Entwicklung verkauft wurden. Und dann muss man sich ansehen, wie diese Argumente heute bei der Beurteilung von zu niedrigen Inflationsraten bzw. Deflationsgefahr vollkommen ausgeblendet bleiben. An dieser Asymmetrie kann man sehr schön ablesen, dass es schon damals in den siebziger Jahren nicht wirklich um Preisstabilität als wichtigem Baustein für größere Planungssicherheit von Investoren ging, sondern vor allem darum, die Gewerkschaften klein zu halten und die Macht der Notenbanken zu stärken.

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