Jahreswirtschaftsbericht – oder wo Frau Zypries die Unwahrheit sagt
Brigitte Zypries hat die Kritik am deutschen Leistungsbilanzüberschuss mit einem ganz neuen Argument widerlegt. Deutschland erwirtschafte schon seit 1870 Überschüsse. Bewiesen ist damit, dass in diesem Land mit Vernunft kein Blumentopf zu gewinnen ist.
Es ist mal wieder Thilo Jung zu verdanken (das ist der Macher von Jung und Naiv, hier zu finden), dass es in der Pressekonferenz der amtierenden Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries zum Jahreswirtschaftsbericht (JWB) überhaupt interessante Fragen gab. Und sofort kam die Ministerin arg ins Schwimmen, weil sie wohl selbst merkte, dass jeder merkte, dass sie von der Sache, über die sie da redet, keinen blassen Schimmer hat. Toll ist jedoch, dass sie in Ihrer Antwort auf Jung gleich mehrere sachliche Fehler macht, davon einer, der wirklich gravierend ist (hier die YouTube-Adresse, ab Minute 16 etwa beginnt der hier interessierende Teil).
Zunächst sagt Frau Zypries in Ihrer Antwort, und das sollte wohl gewaltig überzeugend klingen, dass Deutschland schon seit 1870 Überschüsse verzeichnet. Das mag sein, ich kenne die Statistiken so weit zurück nicht, aber als betroffener Ausländer würde ich darauf antworten, dass es wirklich unglaublich ist, dass Deutschland nicht erst seit ein paar Jahren, sondern schon seit eineinhalb Jahrhunderten nicht versteht, was Freihandel bedeutet. Oder so, dass man sagt, es sei doch mehr als erstaunlich, dass ein Land in der Welt offenbar intellektuell nicht in der Lage ist, sich von dem seit mindesten 200 Jahren überwundenen Merkantilismus zu lösen.
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