Kommentar

Jenseits von Afrika und jenseits der Hoffnung

| 02. März 2017
istock.com/djr-photography

Afrika zu retten, ist zur Priorität der deutschen Entwicklungspolitik geworden. Flüchtlinge fernzuhalten, ist jedoch das eigentliche Ziel. Leider fehlt zu beidem nicht nur ein Konzept, sondern auch die Bereitschaft, sich mit den eigenen gravierenden Fehlern in der Wirtschaftspolitik auseinanderzusetzen.

Für einen kurzen Moment in der Geschichte konnte man im Jahr 2015 glauben, Deutschland, die geborene Exportnation, das Land, das in wirtschaftlichen Fragen immer zuerst an sich selbst denkt, dieses Land habe sich geändert. In diesem kurzen Aufbrechen von Mitleid, von Empathie gar, konnte man hoffen, es werde sich in der Gesellschaft etwas ändern, was Bestand hat. Doch dieser Moment, wir wissen es heute und erfahren es jeden Tag mit schmerzlicher Gewissheit, war nur ein Traum. Die Wirklichkeit einer harten, unmenschlichen Politik, die dem Bürger als „christlich-sozial“ und „sozialdemokratisch“ verkauft wird, hat den kurzen Traum jäh zerstört.

Permanente Verschärfung des Asylrechts, Abschiebungen nach Afghanistan, in die Mitte eines vom Westen zerstörten Landes, verzweifelte Versuche, in Nordafrika Willkommenskultur für Heimkehrer zu erzwingen, zeugen von fieberhafter Aktivität der deutschen Politik, die nur einem genauso erklärten Ziel dient: 2015 darf sich nicht noch einmal wiederholen. Was in Italien und Griechenland mit den Flüchtlingen geschieht, wie viele Familien noch im Mittelmeer ertrinken, wie viel Verzweiflung, Leid und Hoffnungslosigkeit erzeugt werden, spielt keine Rolle. Spätestens nach dem Anschlag von Berlin hat die deutsche Politik das Mindestmaß des Menschlichen verloren. Es zählt nur noch die nächste Wahl, die Bierruhe an der Heimatfront und die Abwehr jeder politischen Konkurrenz von rechts.

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