Arbeit

Kampagne gegen den Mindestlohn

| 05. April 2013
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Da ist er wieder: der Aufstand der Mainstream-Ökonomen gegen einen Mindestlohn, der im Rahmen unserer Gesellschaft als menschenwürdig bezeichnet werden kann.

Dieses Mal geäußert von dem Vorsitzenden des Sachverständigenrats, dem Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt ("8,50 Euro ist entschieden zu hoch"). Erschienen ist der Text in Bild am Sonntag, deren Leser mit der simplen und falschen Argumentation "Jeder Arbeitsplatz muss sich wirtschaftlich tragen, sonst fällt er weg" konfrontiert werden. Obendrein zu einem Zeitpunkt, zu dem sich abzeichnet, dass alle Parteien außer der FDP im Bundestagswahlkampf mit der Befürwortung eines Mindestlohns zu punkten versuchen werden.

Wir haben in vielen Veröffentlichungen (darunter auch ausführlich in dem Buch "Irrweg Grundeinkommen" auf den Seiten 54-76) die Argumente, die gegen einen menschenwürdigen Mindestlohn vorgebracht werden, widerlegt. Der eigentliche Skandal in dem Beitrag des Wirtschaftsweisen besteht in folgendem Satz: "... einige Arbeitnehmer [können] nicht „von ihrer Hände Arbeit“ leben. Dafür verantwortlich ist ... vor allem die erhöhte Bedürftigkeit von Haushalten mit Alleinerziehenden, einem arbeitslosen Partner oder vielen Kindern." Nicht der geringe Lohn ist also Schuld daran, dass manche Menschen und ihre Familien wirtschaftlich nicht allein zurecht kommen, sondern ihre "erhöhte Bedürftigkeit". Das muss man sich zweimal durchlesen, bevor man glaubt, dass es da wirklich steht. Ja wozu ist denn der Zusammenschluss von Menschen in einer demokratisch verfassten Gesellschaft, die ihren Wohlstand mittels eines hohen Grades an Arbeitsteilung produziert, überhaupt gut, wenn nicht dazu, dass die elementaren Bedürfnisse aller Mitglieder dieser Gesellschaft gedeckt werden?! Und zwar nicht vorrangig auf der Grundlage staatlicher Transfers, die leider jederzeit politisch angreifbar sind, wie man seit der Agenda 2010 weiß, und schon gar nicht auf Basis von Almosen und Goodwill barmherziger Spender, sondern in erster Linie ausgehend von der Arbeitskraft des einzelnen.

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