Kapitalakkumulation oder Akkumulation von Wissen: Kapital ist nicht wichtig für den Kapitalismus
Eine Vorstellung ist weit verbreitet: Kapitalismus entstehe aus „Aufhäufung“ von Reichtum, weil wirtschaftliches Wachstum immer mehr Kapital erfordere. Alle glauben es zu sehen: die Fabriken werden größer, stärker mechanisiert und automatisiert. Das Schreckgespenst, dass eines Tages nur noch Maschinen zur Produktion benötigt werden, wird allenthalben an die Wand gemalt.
Kein steigender Kapitalbedarf im Kapitalismus
Wenn dieses Bild zukünftiger kapitalistischer Produktion zuträfe, dann hätten wir in Deutschland den Kapitalismus seit langem hinter uns und verlassen. Relativ zum Volkseinkommen und zum Bruttoproduktionswert sinkt bei uns das eingesetzte Kapital. Gerade in den „Zukunftsindustrien“ Information und Kommunikation stieg die Kapitalproduktivität, der Kehrwert des Kapitalkoeffizienten, seit 1991 auf das Zweieinhalbfache. [1] Nur in der Finanz- und der Versicherungswirtschaft stieg der Kapitalbedarf im Verhältnis zur Ausbringung stark an, bei den übrigen Dienstleistungen eher leicht, und sank im öffentlichen Sektor, dessen Effizienz anders als in der privater Finanz- und Versicherungswirtschaft nicht sank. Die sinkende Kapitalproduktivität im Finanzsektor war zu erwarten: sie ist Folge der sinkenden Erträge für spekulativ eingesetztes Kapital. In der Finanzkrise sinken selbstverständlich die Monopolprofite und Renten, die sich die Spekulanten in Zeiten guter Konjunktur angeeignet haben.
In der verarbeitenden Industrie (ein Drittel des Bruttoproduktionswerts der deutschen Wirtschaft) sind seit 1991 die Aufwendungen für Kapital sehr viel langsamer gestiegen als die Produktion. Die Kapitalproduktivität in der verarbeitenden Industrie stieg von 1991 100 auf 2014 115. Für eine Produktionssteigerung von 1% wurde eine Steigerung des Werts des eingesetzten Kapitals von 0.86 % benötigt.
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