EU

Kenneth Rogoff, Konjunkturprogramme und die „Ultra-Keynesianer“

| 01. Juli 2014

Kenneth Rogoff, Professor in Harvard und früherer Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), gilt vielen hierzulande als relativ fortschrittlicher Ökonom, der zwar neoklassische Wurzeln hat, aber dennoch auch keynesianische Elemente der Wirtschaftspolitik nicht vollkommen ablehnt. Genau diesen Eindruck vermittelt ein Artikel in der FAZ, in dem sich Rogoff mit der aktuellen europäischen Diskussion über eine Ausweitung der staatlichen Schuldengrenzen auseinandersetzt. Das ist Rogoffs Thema und zugleich sein Problem, denn er war (zusammen mit seiner Kollegin Carmen Reinhart) verantwortlich für die empirische Ermittlung des angeblich kritischen Schwellenwerts von 90 Prozent bei den staatlichen Schulden, der aufgrund von nachgewiesenen Rechenfehlern doch arg an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat (wir haben das hier analysiert).

Rogoff verweist auf Untersuchungen des IWF, die zeigten, dass ein groß angelegtes staatliches „Konjunkturprogramm“ mit mehr staatlichen Schulden in Deutschland vor allem Ländern außerhalb der Eurozone zugute käme. Darauf gründet sein Vorwurf: „Doch ungeachtet aller soliden Argumente des IWF halten die Ultra-Keynesianer an ihrer Überzeugung fest: Eine massive Erhöhung der deutschen Staatsausgaben wirke Wunder für die Peripheriestaaten, während sie gleichzeitig nur minimale Kosten für Deutschland verursache. Die Deutschen seien töricht, wenn sie sich um Staatsverschuldung, ungedeckte Rentenverbindlichkeiten und zukünftig zu erwartende, verdeckte Kosten von Bankenrettungen und Staatssanierungen sorgten. In Ermangelung von handfesten Argumenten lancierten die Ultra-Keynesianer eine skrupellose Schmutzkampagne gegen jegliche Befürworter eines langfristigen Ausstiegs aus der Schuldenspirale infolge der Finanzkrise. Schulden seien einfach kein Problem.“

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