Knapp neben der Wahrheit ist schon die Lüge
Damit die Erfolgsmeldungen über die deutsche Wirtschaft nur nicht abreißen, macht mancher Redakteur deutscher Zeitungen gewaltige geistige Verrenkungen. Lüge und Wahrheit mischen sich in bedrohlicher Weise.
So schafft es das Handelsblatt, die wirklich schlechten Zahlen vom Arbeitsmarkt in Deutschland im Mai auf eine Weise zu kommentieren, die den deutschen Leser zunächst in die Irre führt und ihm dann noch „den Trost“ lässt, woanders gehe es auf jeden Fall noch schlechter. „In Deutschland sank die Arbeitslosigkeit im Mai. In der zweitgrößten Volkswirtschaft im Euro-Raum sieht die Lage anders aus: In Frankreich waren in diesem Monat so viele Menschen ohne Job wie noch nie“ schreibt diese Zeitung in der Unterüberschrift eines Artikels zum Arbeitsmarkt und ist damit ganz nah an der Lüge. Tatsächlich ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland nämlich saisonbereinigt – und das ist die einzig seriöse Art, einen Monatswert zu kommentieren – gestiegen. Dass die unbereinigte Zahl gesunken ist, hat für die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage überhaupt keine Bedeutung.
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