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Können wir Wohlstand messen, ohne etwas über die Welt zu wissen?

| 02. Juli 2013

Nach meinen beiden Brüsseler Erfahrungen in der vergangenen Woche, war ich am Freitag auch noch in Paris auf einem Seminar in den Räumen der OECD, wo es um die Messung von Wohlstand jenseits des „normalen Wachstums“ ging, wie es im Bruttoinlandsprodukt (BIP) seinen Ausdruck findet. Dabei wird erstaunlicherweise über Messkonzepte jenseits von Zeit und Raum geredet und vollkommen unabhängig von der Frage, ob man das, was bei viel komplexeren Indizes als dem BIP am Ende herauskommt, überhaupt noch erklären kann und wie man daraus wirtschaftspolitische Empfehlungen ableiten kann.

Die Diskussion war bestimmt von der Frage, ob es nicht Dinge gibt, die Menschen zufrieden oder unzufrieden machen, die aber im herkömmlichen Messkonzept für unser Einkommen – nichts anderes ist das BIP – nicht enthalten sind. Also wurde z.B. die Frage gestellt, ob man nicht schon in einem ganz einfachen Index andere Ergebnisse unserer Aktivitäten wie Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Inflation mit berücksichtigen müsse. Das wurde weitgehend bejaht, es stellt sich nur die Frage, wie man es macht und welche Lehren sich daraus ziehen lassen, wenn man berücksichtigt, dass sich die Umstände im Zeitablauf und auch im Raum ständig ändern. Wenn man noch das außenwirtschaftliche Gleichgewicht hinzufügt, hätte man mit einem solchen Index übrigens sehr gut das abgebildet, was das deutsche Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1963 wollte, nämlich die Regierung zwingen, ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen Entwicklung darzulegen.

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