Kroatien – oder wie die osteuropäischen Länder in eine tückische Falle geraten sind und niemand ihnen heraushilft, Teil II
Im ersten Teil unseres Berichts über Kroatien hatten wir eine bedeutende Ähnlichkeit zwischen einer Reihe von Ländern in Osteuropa festgestellt. Sie haben in der Transformationsphase durchweg relativ hohe Lohnsteigerungen zugelassen, die der Wirtschaft zunächst erheblichen Schwung gegeben haben, weil auch die Reallöhne und damit der Konsum zulegten. Gleichzeitig aber haben sich viele dieser Länder auf ein Regime fester Wechselkurse festgelegt und ihrer Bevölkerung zu verstehen gegeben, dass man daran auf jeden Fall festhalten wolle und früher oder später dem Euro beitreten werde. Das hat diese Länder – Kroatien ist der klassische Fall – in eine Falle gelockt, aus der es kein Entrinnen gibt, wenn nicht von außen Hilfe kommt.
Betrachten wir unter den in Teil I beschriebenen Umständen die wirtschaftspolitischen Möglichkeiten. Die Geldpolitik ist vor allem darauf bedacht, die Stabilität des Wechselkurses zum Euro nicht zu gefährden. Das ist in der Tat wichtig, weil das Land in hohem Maße „euroisiert“ ist: Die Bürger halten auf ihren Konten der zumeist westlichen (österreichischen) Banken überwiegend (zu etwa 80 Prozent) Euroguthaben und nur zu einem geringen Teil Guthaben in ihrer eigenen Landeswährung, der Kuna. Aus Sicht der Notenbank muss der Wechselkurs unbedingt gehalten werden, weil sonst die Euroisierung noch zunimmt und die Bank die Kontrolle über die Geldpolitik vollständig verliert. Folglich setzt sie einen Zins durch, der relativ hoch ist im Vergleich zum Rest Europas (vgl. Abbildung 1).
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