Dataismus

Leben und sterben lassen

| 23. Juli 2020
istock.com/metamorworks

Ich will sterben. Nicht jetzt – irgendwann. Weil es sein muss. All jene, die sich mit einer Verewigung des Daseins auf Erden beschäftigen, die Dataisten, versetzen uns den Todesstoß – bei lebendigem Leibe.

»Wenn Sie mich heute fragen, ob es möglich ist, 500 Jahre alt zu werden, so lautet die Antwort Ja!« Das sagte vor einigen Jahren Bill Maris, CEO des Investmentfonds Google Ventures. Der Mann sollte es wissen, er sitzt an der Quelle. In Mountain View, mitten im Herzen des Silicon Valley. Und dort bastelt man schon lange an der Unsterblichkeit. Peter Thiel, PayPal-Mitbegründer und Milliardär, outete sich ebenfalls als Anhänger der Unsterblichkeit. Den Tod werde er nicht akzeptieren, sondern bekämpfen. Experten glauben, dass Amortalität realistisch sei. Schon ab dem Jahr 2100 – wenn alles gut geht.

Die Entwicklungen in der Gentechnik, regenerativen Medizin und Nanotechnologie rechtfertigen eine solche Einschätzung. Gestützt wird diese »Hardware« durch ein neues ideologisches Konzept, die mentale »Software«, die da lautet: Dataismus. Das Erfassen aller existenten Abläufe in und um den Menschen, um sie zu Datensätzen zu verarbeiten. Die Algorithmisierung von allem was ist: Auf dieser Grundlage wird sich der neue Mensch selbst erkennen. Sich kontrollieren, ausrichten, befragen und seine Entscheidungen davon abhängig machen.

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