Theorie

Leichtes Geld bei wachsender Ungleichheit: Symptom oder Ursache?

| 30. Oktober 2014

Die zunehmende Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung bleibt das wohl derzeit meist diskutierte Thema in der amerikanischen wirtschaftspolitischen Debatte. Das an sich ist schon ungewöhnlich genug. Denn in einem Land mit unbegrenzten Möglichkeiten, Chancengleichheit und sozialer Mobilität würde man das eher nicht erwarten. Die amerikanische Realität hat sich von diesem Ideal allerdings mittlerweile in so krassem Maße entfernt, dass dies selbst im Wall Street Journal und anderen konservativen Kreisen zu Nachdenklichkeit und auch Sorge anzuregen scheint. In der letzten Woche hat nun auch Federal Reserve Chair Janet Yellen auf einer Konferenz in Boston mit dem Titel Wirtschaftschancen und Ungleichheit ausführlicher hierzu Stellung bezogen.

Ihr politischer Hintergrund als Demokratin ist hier nicht der Punkt. Sondern die Tatsache, dass Zentralbankpolitiker gewöhnlich das politische Schlachtfeld Verteilung meiden. Auch Yellen hat es in ihren Bemerkungen strikt vermieden einen direkten Bezug zur Geldpolitik der Federal Reserve herzustellen. Sie sprach mehr als Bürgerin und Ökonomin, nicht als geldpolitischer Akteur oder Sprachrohr bestimmter wirtschaftlicher Interessen. Viele Kritiker der experimentellen Federal Reserve Politik der letzten Jahre sehen dagegen einen direkten ursächlichen Zusammenhang zwischen der aus ihrer Sicht zu leichten Geldpolitik und wachsender Ungleichheit. Teilt man diese Sicht, so wird man das Ende der dritten Runde der Politik des „Quantitative Easing“ (QE3) in dieser Woche somit schon allein aus diesem Grund begrüßen. So ist es durchaus interessant zu beobachten, dass genau am selben Tag auf der anderen Seite des Atlantiks auch ein europäischer Zentralbanker, nämlich Yves Mersch, der als luxemburgischer Vertreter Mitglied des EZB Direktoriums ist, zum Thema Ungleichheit auf einer Konferenz in Zürich vortrug. Mersch allerdings konzentrierte seine Bemerkungen sehr wohl und insbesondere auf jüngste Forschungsergebnisse zu möglichen Zusammenhängen zwischen Geldpolitik und Ungleichheit. Wobei in der Eurozone, ganz anders als in Amerika, die brisante Frage zur Geldpolitik natürlich heute lautet, ob nicht die EZB eine QE Politik endlich einleiten sollte – oder was sie denn auch noch weiterhin davon abhalten könnte.

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