Spieckers Corner

Lieferkettengesetz – wohin mit dem Schwarzen Peter?

| 27. Juli 2020
istock.com/inside-studio

Politiker und Unternehmensvertreter schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu, was die Durchsetzung von Sozial- und Umweltstandards in anderen Ländern angeht. Übersehen wird, dass die Spielregeln des Unterbietungswettbewerbs insgesamt betrachtet werden müssen, um zu einer ausgewogenen Lösung zu gelangen.

Das Lieferkettengesetz, das Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil planen, stößt bei Unternehmensvertretern auf Ablehnung. Hauptbegründung: Man dürfe nicht haftbar gemacht werden für Dinge, die außerhalb des eigenen Einfluss- und damit Verantwortungsbereichs bei irgendwelchen Vorlieferanten stattfänden. Die Unternehmen könnten nicht die Rolle einer Hilfspolizei in Sachen Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in anderen Ländern übernehmen. Stattdessen sei es Sache der Regierung, entsprechenden Einfluss auf andere Länder auszuüben.

Befürworter des geplanten Gesetzes führen an, international agierende Unternehmen achteten ja auch auf die Qualität ihrer Vorprodukte. Sie wüssten sehr wohl, unter welchen Bedingungen diese hergestellt würden, oder könnten es zumindest wissen, wenn sie denn wollten. Daher sei ihnen beim Einkauf ihrer Vorleistungen eine Sorgfaltspflicht zugunsten der Beschäftigten der Vorleistungsanbieter und in Hinblick auf den Umweltschutz bei der Produktion der Vorleistungen zuzumuten. Da sie diese Sorgfaltspflicht laut einer Studie nicht freiwillig erfüllten, müsse ein Gesetz her. Deutschland könne nicht glaubwürdig vom Ausland die Einhaltung bestimmter Mindeststandards einfordern, wenn diese gleichzeitig von deutschen Unternehmen durch ihr Einkaufsverhalten systematisch unterlaufen würden.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!