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Lohnbremser zieht die Spendierhosen an – Signal für eine Wende?

| 06. März 2015

Ausgerechnet Walmart. Das 1962 von Sam und Bud Walton gegründete Unternehmen (auch: Wal-Mart) ist heute der weltgrößte Einzelhändler und auch der weltgrößte private Arbeitgeber. In Amerika gibt es die Walmart-„Riesenkistenläden“ in fast allen Gegenden. Walmarts Geschäftsphilosophie (und Langzeit-Werbeslogan) der Dauerniedrigpreise („always low prices“) hat also unter Konsumenten viele Anhänger angezogen. Walmart steht allerdings im Ruf, seine Mitarbeiter nicht ausgesprochen gut zu behandeln. Während Walmart-Preise immer hoch genug gewesen sind, um üppige Gewinne für die Aktionäre, speziell also für die Walton-Familie selbst, die mehr als die Hälfte der Aktien hält, abzuwerfen, werden Löhne bei Walmart traditionsgemäß so weit gedrückt, wie es nur eben geht: etwa 500.000 der rund 1,4 Millionen Walmart-Arbeitnehmer in den USA werden zum (oder nur knapp über dem) gesetzlichen (Bundes-) Mindestlohn von 7,25 Dollar die Stunde beschäftigt, also: „always low wages“. Die Arbeitsbedingungen dieser Niedrigverdiener gelten dabei allgemein als bescheiden. Viele arbeiten stundenweise auf Abruf, haben keinen Krankenversicherungsschutz und dürfen sich auch nicht gewerkschaftlich organisieren. Genau deshalb gibt es auch nicht wenige Amerikaner, die aus Prinzip nicht bei Walmart einkaufen gehen. Barack Obama etwa bekannte im Wahlkampf 2008, auch zu diesem Kreis der Ablehnenden zu gehören.

Vielleicht muss er bald seine Meinung zu Walmart revidieren. Denn vor ein paar Tagen verkündete der Einzelhandelsriese, seine Niedriglohnbezieher erhielten demnächst eine satte Gehaltserhöhung. Im April soll ihr Stundenlohn auf 9 Dollar steigen. Das wären 24 Prozent über dem zuletzt im Jahr 2009 angehobenen (Bundes-) Mindestlohn von 7,25 Dollar. Im nächsten Jahr soll ihr Stundenverdienst dann sogar auf 10 Dollar steigen, was fast dem von Präsident Obama im letzten Jahr vorgeschlagenen Niveau von 10,10 Dollar entspräche. Es ist jedoch anzunehmen, dass das profitorientierte Unternehmen Walmart damit eigene Interessen verfolgt und nicht dem U.S.-Präsidenten einen Gefallen tun will, der sich durch vielerlei Initiativen für die Verbesserung der Einkommenslage von Niedrigverdienern und den Abbau von Diskriminierung bei der Entlohnung bemüht hat. Ist Walmarts Lohnknaller etwa ein Signal für eine sich abzeichnende Wende am Arbeitsmarkt, vielleicht ein erster Hoffnungsfunken dafür, dass im Hinblick auf die immer krassere Schieflage bei der Einkommens- und Vermögensverteilung in Amerika endlich etwas in Bewegung kommen könnte?

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