EU

Lohndivergenzen in einer Währungsunion unproblematisch?

| 19. September 2013

Ein Leser übt an unserem Beitrag zu Dirk Müllers Interview im ORF Kritik und zwar an folgender Passage: "Dass alle gleich schnell rennen, ist eben keine Voraussetzung für das Funktionieren einer Währungsunion. ... Der Ausgleich unterschiedlicher Produktivität zwischen Ländern kommt ... durch unterschiedliche Löhne [zustande]. Nationale Löhne sind die Gummibänder, nicht nationale Währungen. Deswegen dürfen ... [sich] das Wirtschaftswachstum, die Produktivität ... unterschiedlich entwickeln ... Die unterschiedliche Leistungsfähigkeit und -willigkeit muss durch unterschiedliche Löhne ausgeglichen werden. Und das funktioniert eigentlich ganz gut und hat mit dem Währungssystem gar nichts zu tun."

Das Argument des Lesers: Es könne nicht als unproblematisch betrachtet werden, wenn in einer Währungsunion unterschiedliche Produktivität unterschiedliche Löhne zur Folge hat. Als Beispiel führt der Leser Lettland an, "das durch Anbindung des Lats an den Euro de facto seit Jahren schon inoffizielles Mitglied der Eurozone ist. Die niedrigen Löhne führen dazu, dass hierzulande [gemeint ist Lettland; Anm.d.Verf.] ein Großteil der Jugend [... ihr] Glück im Westen sucht. ... Theoretisch mag eine Währungsunion mit Löhnen funktionieren, in der Beamte für die gleiche Arbeit in einem Land 3000 Euro, im anderen 300 Euro verdienen. In der Praxis ist es ein Sprengsatz, nicht nur für eine Währung, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Meiner Ansicht nach kann die Lösung nur in einer Transferunion liegen, die nicht nur in Infrastruktur, sondern auch gezielt in die Produktivität nicht konkurrenzfähiger Mitgliedsstaaten investiert. (Mit einem solchen Parteiprogramm kriegt man in Deutschland höchstens 0,1 Prozent aller Stimmbürger)."

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