Kommentar

Löhne rauf, die Wertschöpfungskette entscheidet  

| 24. Januar 2017
istock.com/Only5

Ein neuer alter Versuch, Leistungsbilanzüberschüsse zu rechtfertigen, macht die Runde. Wieder einmal ist es das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das mit einer alten Theorie aufwartet, um den amerikanischen „Protektionismus“ zu geißeln und Deutschland aus der Schusslinie zu nehmen.

Einige Leser machen uns auf ein Interview aufmerksam, dass der Kieler Wirtschaftsforscher Stefan Kooths der Tagesschau gegeben hat (hier). Darin argumentiert er gegen Trumps America-First-Politik mit dem Argument, man müsse beachten, dass es im internationalen Handel „Wertschöpfungsketten“ gäbe, die zu unterbrechen auch für die USA sehr teuer werden könnte. Die USA sollten nicht auf bilaterale Salden schauen.

Die Wertschöpfungskettenidee ist in den vergangenen Jahren immer mal wieder vom Dachboden geholt worden, wenn man die Strukturen, die sich im Welthandel herausbildeten, als sozusagen naturgegeben verteidigen wollte. Im Grunde ist das überhaupt nicht neu. Der internationale Handel ist schon seit langer Zeit zu einem erheblichen Teil (jenseits des reinen Rohstoffhandels) auf Wertschöpfungsketten gegründet gewesen, also auf die Tatsache, dass man ein bestimmtes Teil einer Produktion in einem Land und ein anderes in einem zweiten Land herstellt und das Produkt vielleicht in einem dritten Land zusammenbaut. Das mag sich in den vergangenen Jahren verstärkt haben, da die Transportkosten gesunken sind, man Betriebsstätten digital vernetzen kann und die (temporären Monopol-) Gewinne, die durch Verlagerung von hochproduktiven Maschinen in Niedriglohnländer gemacht werden können, deutlich gestiegen sind.

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