EU

Mario Draghi, eine bemerkenswert schlechte Rede und ein gravierender europäischer Rückschlag

| 11. Juli 2014

Bemerkenswert sind meist nur gute Reden. Manchmal aber sind schlechte Reden bemerkenswert, weil sie einen, ohne dass der Redner es merkt, hinter die geistigen und politischen Kulissen schauen lassen. Was macht eine schlechte wirtschaftspolitische Rede aus? Ich glaube, das Schlimmste ist, dass der Redner sich einem Subjekt zuwendet, von dem er von vorneherein weiß, dass es zu groß und komplex ist gemessen an dem, was er sagen kann oder was er sich zu sagen traut. Er spricht dann nämlich wichtige Themen an, bringt sie aber nicht zu Ende und lässt damit sein Publikum frustriert zurück. In diesem Sinne hat Mario Draghi vor einigen Tagen eine wirklich schlechte Rede gehalten, obwohl er vermutlich eine große Rede halten wollte.

Ich will nicht auf alle problematischen Sektionen dieser Rede eingehen. Man kann aber ohne großen Aufwand feststellen, dass die Rede weit am Thema vorbeigeht, wenn man fragt, wie oft der Redner, der sich mit der Kohäsion (dem Zusammenhalt) und den Interdependenzen (also den Zusammenhängen) im Europäischen Wirtschaftsraum widmen will, gesamtwirtschaftliche Fragen und Antworten klar von einzelwirtschaftlichen Betrachtungen getrennt hat. Die Antwort für Draghis Rede ist: nicht einmal. Wann immer so etwas passiert, kann man sofort rückschließen, dass der Redner entweder keine Ahnung hat, worüber er spricht, oder im Falle Draghi, dass er sich nicht traut, die Wahrheit auf den Tisch zu legen.

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