Ökologie

Markt-Glauben, Klima-Krise und Katastrophen-Leugnung – 4

| 27. Oktober 2016

Das marktfundamentale Denken kann auch deshalb Allianzen mit Klimaleugnern eingehen und den herkömmlichen Prozess der Wissensproduktion durch die scientific community in Frage stellen, weil hier oft ein spezifisches Wissenskonzept vertreten wird.

Die Effizienz „des Marktes“

Dieses Konzept hat mit der Sichtweise „des Marktes“ zu tun. „Ihm“ werden überwiegend positive Aspekte zugeschrieben. In der politischen Dimension gilt „der Markt“ als Hort „der Freiheit“, in der ökonomischen wird für „den Markt“ vor allem Effizienz reklamiert. Das herkömmliche neoklassische Grundmodell (der vollkommenen Konkurrenz) zeigt die Wirtschaft – wenn sie sich im allgemeinen Gleichgewicht befindet – in einem Zustand allokativer Effizienz. Sie wird in Relation zu den Ausgangsdaten des Modells formuliert: das sind bekanntlich (1) die Präferenzen der Haushalte (festgehalten in den Präferenzordnungen), (2) die Techniken der Unternehmen (festgehalten in den Produktionsfunktionen) und (3) die vorgegebenen Bestände an „Produktionsfaktoren“. Dementsprechend wird im Modell dreierlei gesagt:

  1. Die Haushalte würden genau das konsumieren können, was ihren Gesamtnutzen maximiert. Dabei sei die Struktur der Güter, die von den Unternehmen bereitgestellt wird, perfekt an die Nutzenstruktur der Haushalte angepasst. Dieser Gleichklang wird oft als Indiz für eine „Steuerung“ der Wirtschaft durch die Konsumenten interpretiert: in einem voll entwickelten System „des Marktes“ herrscht Konsumentensouveränität: „Die Konsumenten entscheiden [...] über die definitive Verwendung der Ressourcen einer Wirtschaft“, heißt es im Lehrbuch von Samuelson und Nordhaus. (Kritisch kann gesagt werden, dass die vielen Einzelwillen der Haushalte unzulässig als kollektiver Konsumentenwille gedeutet werden.)
  2. Analog wird im behaupteten Endzustand der Wirtschaft von jeder Unternehmung aus der Menge aller verfügbaren Produktionstechniken die kostengünstigste eingesetzt: Es gilt das Prinzip der Kostenminimierung.
  3. Drittens werden alle gegebenen Ressourcen (wie Arbeit) voll ausgelastet, es gibt keine ungenützten Ressourcen. Insgesamt zeigt das Modell eine optimale Allokation der Ressourcen. Das zentrale „ökonomische Problem“ ist damit im Modell perfekt gelöst. „Der Markt“ illustriert die optimale ökonomische Ordnung.

Das neoklassische Effizienz-Konzept ist statischer Natur. Es formuliert einen Endzustand, dynamische Anpassungsprozesse hin zu diesem Zustand können nicht adäquat modelliert werden. In den letzten Jahrzehnten hat sich in den Wirtschaftswissenschaften ein anderes Effizienz-Konzept breitgemacht (u.a. auch in der Theorie effizienter Märkte), das im Wesentlichen auf Hayek zurückgeht. Hier wird „der Markt“ nicht statisch, sondern dynamisch interpretiert. Er beinhaltet nicht die Umsetzung des Willens der Konsumenten, sondern die Vermittlung und Koordination des Wissens aller Akteure.

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