Theorie

Marktwirtschaft – nein danke? Eine Standortbestimmung

| 14. Juni 2013

Schwere Wirtschaftskrise in Südeuropa mit Millionen Arbeitslosen, die deutsche Konjunktur nur noch im Vergleich dazu "rosig", in Wirklichkeit an der Schwelle zur Rezession, und jetzt auch noch das Hochwasser – manch einer fragt sich, ob das nicht alles irgendwie zusammenhängt unter der großen Überschrift "Die Marktwirtschaft fährt gegen die Wand". Denn ist die Zerstörung oder zumindest Übernutzung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten nicht eine direkte Folge der Marktwirtschaft bzw. des Kapitalismus, wie Kritiker unser Wirtschaftssystem bezeichnen? Kommen hierzulande nun Teile des Wassers an, das die auch von uns ausgestoßenen Treibhausgase von eisiger Kristallform in Flüssigform mit verwandelt haben? Und zeigt nicht gerade die wachsende Arbeitslosigkeit, dass die Produktivitätsgewinne, auf die der Kapitalismus so stolz ist, letzten Endes zur Verelendung von immer mehr Menschen führen, denen (obendrein CO2 ausstoßende) Maschinen die Arbeitsmöglichkeiten genommen haben? Und hören wir nicht ab und zu (z.B. auch auf dieser Web-Seite), dass es um eine Absatz- bzw. Nachfragekrise geht? Heißt das nicht, dass wir all das, was wir herstellen, gar nicht verbrauchen können? Und gehört diese "Überproduktion" und "Unterkonsumption" nicht zum Wesen des Kapitalismus, der die einen ausbeutet, während die anderen nicht wissen, wohin mit ihrem Reichtum? Hier scheint ein Irrsinn in den anderen zu greifen: Zu viel produziert von zu wenigen, zu wenig konsumiert von zu vielen, zu viel Ressourcenverbrauch und zu wenig Umweltschutz.

Auf solche und ähnliche Gedanken stoße ich immer wieder beim Lesen von Beiträgen unterschiedlichster Autoren der verschiedensten Fachrichtungen und beim Zuhören in Diskussionsrunden mit dem gemischtesten Publikum. Einen Vorteil hat die grob geschilderte Sicht der Dinge immerhin: Man scheint eine Erklärungswurzel für eine sehr große Anzahl von Problemen dieser Welt gefunden zu haben, die Marktwirtschaft bzw. den Kapitalismus. Und das macht diese Erklärung für viele so attraktiv, nicht weil sie schon immer gegen die Marktwirtschaft bzw. den Kapitalismus waren, sondern weil komplexe Zusammenhänge auf diese Weise reduziert werden. Man hat das Gefühl wenigstens ungefähr zu verstehen, wie alles zusammenhängt und warum so vieles so schief läuft. Damit hat man zwar noch keinen Ausweg zur Lösung der Probleme gefunden, aber man glaubt immerhin zu wissen, was zu kritisieren ist, wogegen man sich wenden sollte, ja vielleicht sogar, in welche Richtung Änderungen vorgenommen werden müssten (z.B. Grundeinkommen, Vollgeld, Goldstandard, Regiogeld, Zins(eszins)verbot, mehr Mitbestimmung in den Unternehmen, Arbeitszeitverkürzung etc.).

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