Oscar-Verleihung

Müdigkeit in der Traumfabrik

| 20. Februar 2020
www.istock.com/zhyna

Mit „Parasite“ gewann zum ersten Mal in der Geschichte der Oscars ein ausländischer Kandidat die Kür zum besten Film des Jahres. Doch was als ein erfreuliches Novum gefeiert wurde, ist gleichzeitig auch eine Niederlage für die amerikanische Filmbranche.

Wie in einem surrealistischen Traum kam sich der Filmemacher Boon Joon-ho hinterher vor, als dieser im Rahmen der Oscarverleihung jede einzelne der Auszeichnungen entgegennehmen durfte, die es auf dem renommierten Filmball für das Geschichtenerzählen zu gewinnen gibt. Offenbar hatte der Südkoreaner nicht nur das beste Originaldrehbuch vorzuweisen, auch die Regieführung wie das letztendliche Gesamtkunstwerk war der Academy of Motion Picture Arts and Sciences jeweils die höchste aller Anerkennungen wert. Eine Oscar-Trophäe.

Damit ist ihm – so könnte man schelmisch konstatieren – in etwa das gelungen, worum es in seiner meisterhaft inszenierten Sozialsatire „Parasite“ selbst geht. In der Fiktion macht sich nämlich eine Familie aus der armen Arbeiterschicht Südkoreas daran, sich in den Gefilden der Reichen und Schönen häuslich einzunisten, um auch einmal vom Glanz und Glamour kosten zu können. Und so wie sich die Protagonisten dabei allmählich ihre Posten ergaunern, so könnte sich das südkoreanische Filmteam fast schon selbst gefühlt haben, als es dem ein oder anderen Grandseigneur aus dem Hause Hollywoods die begehrte Trophäe vor der Nase wegschnappte.

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