Länder

Noch ist Polen nicht verloren

| 24. Juni 2013

Nach meinem Besuch in Polen hatte ich angekündigt, einmal etwas genauer die wirtschaftliche Entwicklung dieses Transformationslandes anzuschauen, das sich so sehr dem Neoliberalismus verschrieben hat. Um es vorwegzunehmen: Das Ergebnis ist nicht berauschend. Bei genauerer Analyse erkennt man schnell, wo es bei einem neoliberalen/neoklassischen Rezept hakt. Die Wirtschaftspolitik kann mit den neoklassischen Flexibilitätspostulaten im Hinterkopf und bei dem krampfhaften Versuch, die Maastricht-Kriterien nicht zu verletzen, kein Konzept finden, das mit der Wirklichkeit einer sich dynamisch entwickelnden Marktwirtschaft so in Übereinstimmung zu bringen wäre, dass dabei ein kräftiger und auf Sachinvestitionen basierender dynamischer Entwicklungsprozess in Gang käme.

In jüngster Zeit verläuft die wirtschaftliche Entwicklung in Polen enttäuschend. Das Wachstum hat sich 2012 erheblich abgeschwächt, die Arbeitslosigkeit steigt in den zweistelligen Bereich, und die kurzfristige Euphorie über die Tatsache, dass Polen als einziges Land in Europa ohne offene Rezession die Finanzkrise von 2008 überstanden hatte, ist verflogen. Polen ist mit einer Exportquote von über 45 Prozent sehr vom Ausland abhängig und entwickelt sich immer mehr zu dem, was man Boom-Bust-Ökonomie nennt, also eine Wirtschaft, die angestoßen von der Weltwirtschaft oder durch Abwertungen der eigenen Währung immer wieder kurze und kräftige Aufschwungphasen erlebt, die aber rasch wieder von Abschwächungen abgelöst werden, weil die Währung zu stark aufwertet oder im Innern Inflationsgefahren entstehen. Die Türkei ist seit Jahrzehnten der klassische Fall einer solchen Wirtschaft. Auch die werden wir – vor allem im Lichte der jüngsten politischen Ereignisse – demnächst einmal genauer anschauen.

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