Kommentar

Ohne Arbeit – am Tag der Arbeit!

| 29. April 2018
istock.com/RomoloTarani

Es gibt Indikatoren, die gesellschaftliche Umbrüche sehr zuverlässig anzeigen, ohne dass es für deren Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Beweise bedürfte. So ein Indikator ist das, was ich am 1. Mai tue – oder eben nicht tue.

Seit ich Ende 2012 als Beamter aus dem Dienst der Vereinten Nationen ausgeschieden bin, wo ich eine gewisse politische Zurückhaltung an den Tag legen musste, ist kein Jahr vergangen, in dem ich nicht eingeladen gewesen wäre, auf einer Gewerkschaftsveranstaltung eine 1. Mai-Rede zu halten. In den meisten dieser Jahre hatte ich sogar mehrere Anfragen zugleich. Im vergangenen Jahr war ich auf Einladung der Schweizer Gewerkschaften in Basel. In diesem Jahr bin ich am Tag der Arbeit arbeitslos!

Was ist passiert? Ich sage immer noch das, was ich schon seit Jahrzehnten sage, dass nämlich die Machtungleichgewichte am Arbeitsmarkt vernünftige Lohnabschlüsse verhindern, dass die zu geringen Lohnerhöhungen Arbeitsplätze vernichten und dass deswegen die Arbeitnehmervertreter gestärkt werden müssen. Ich kritisiere natürlich die viel zu niedrigen Lohnabschlüsse der Jahre seit der Jahrtausendwende, ohne aber auch nur einmal zu vergessen, der damaligen Politik (von Rot-Grün) die Hauptschuld daran zu geben und die Gewerkschaften in Schutz zu nehmen. Ich fordere weit höhere Lohnsteigerungen, um der entstandenen Ungleichheit entgegenzuwirken, die deflationären Tendenzen in Europa zu bekämpfen und um die brutalen Auswirkungen der deutschen Politik auf die europäischen Arbeitnehmer zu beenden.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!