Kommentar

Ohne Lieferhelden wären wir geliefert

| 07. Mai 2018
pixabay.com/cdz

In einer Gesellschaft, die sich mehr und mehr per Onlinebestellung mit Konsumgütern eindeckt, da ist der, der die Waren ranschafft, in einer prosperierenden Rolle. Das möchte man jedenfalls meinen.

In den letzten Jahren haben wir uns zu einer Bestell- und Anliefergesellschaft entwickelt. Per Klick bis vor die Haustür: Das ist mehr als ein Serviceangebot – es ist ein Lebensgefühl geworden. Konnte man früher bei Otto oder Quelle Klamotten und Möbel nach Hause bestellen, so hat sich die Palette der lieferbaren Ware vergrößert. Selbst Blumen werden mittlerweile online bestellt und vom Paketboten gebracht. Und die Pizza, die man vor Zeiten noch mühselig mit einigen Sätzen bei einem Telefonat bestellen musste, kann heute wortlos per App und Klick bestellt werden.

Hierzu wächst auch die Armada der Lieferdienste an. Wobei das Wort Lieferdienst oft verschleiert, denn es handelt sich nicht um gut organisierte Unternehmen, die etwas von ihren Mitarbeitern vorbeibringen lassen, sondern um schlecht ausgestattete Lieferanten im Privat-PKW oder behelmte Radler. Letztere kariolen die Pizza geschickt durch den Feierabendstau der Großstädte, oft unter halsbrecherischem Einsatz, weil Zeit ja bekanntlich Geld ist und weniger verbrauchte Zeit auch einen warmen Teigfladen garantiert, der nicht vom Kunden reklamiert werden muss. Der Lieferant mausert sich gewissermaßen zu einer neuen sozialen Klasse, deren Geschäftsmodell leider nicht beinhaltet, auch sozial klasse im Sinne von sozialem Ausgleich zu sein.

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