EU

Professor Bernd Lucke und die Europhobie (Teil 2)

| 06. März 2014

Der erste Teil dieses Beitrags endete mit der Kritik an dem Abschnitt von Bernd Luckes Vortrag, in dem die angebliche Wechselkursflexibilität einiger osteuropäischer Staaten als Ursache für deren starkes Exportwachstum ausgemacht wird. Natürlich gibt es osteuropäische Staaten, deren Wechselkurse gegenüber dem Euro stark schwanken wie etwa Polen, die Tschechische Republik oder Ungarn. Und diese Staaten haben durch starke Abwertungen ihrer Währungen auch immer wieder Exportschübe erhalten – so wie sie zuvor durch spekulationsbedingte Aufwertungen massiv in Handelsbilanzdefizite getrieben worden sind.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Erkenntnis, dass vollkommen flexible Wechselkurse eher Probleme schaffen als lösen. Wechselkurse sollten dem Ausgleich internationaler Inflationsdifferenzen dienen, damit keine großen Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit von Staaten entstehen. Nur – und das ist der springende Punkt, zu dem Bernd Lucke kein einziges Wort verliert – tun das flexible Wechselkurse keineswegs von allein: Wegen carry trades sind sie oft über lange Zeiträume verzerrt, leisten der Bildung von spekulativen Preisblasen Vorschub und schädigen so die Realwirtschaft. Ohne die Anpassungsmöglichkeiten, die Wechselkurse prinzipiell bieten, ist es – da hat Bernd Lucke durchaus recht – schwer, einmal entstandene Inflationsdifferenzen zwischen Ländern mit gemeinsamer Währung zu korrigieren. Daraus aber abzuleiten, dass alles in Sachen Außenhandel und Leistungsbilanz, also Verschuldung von Staaten untereinander, reibungslos laufe, wenn nur jedes Land seine eigene Währung habe, ist falsch. Das zeigen auch aktuell wieder die Wechselkursturbulenzen, die die Schwellenländer ergriffen haben.

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