EU

Professor Lucke, die AfD und die Zuwanderung

| 11. September 2013

Auf Anregung eines Lesers habe ich mir eine Rede von Professor Bernd Lucke von der AfD vom Juli dieses Jahres einmal in voller Länge angesehen. Die AfD nimmt ja für sich in Anspruch, dass sie Dank der vielen Volkswirte, die sich in ihr engagiert haben, ein besonders sicheres wirtschaftspolitisches Fundament hat. Bei der Rede von Professor Lucke kann davon aber nicht die Rede sein. Er bedient alle gängigen Vorurteile, ohne wenigstens in einer der wichtigen Fragen einmal volkswirtschaftliches Wissen zu zeigen, das sich vom Wissen der schwäbischen Hausfrau unterscheidet und daher die Bezeichnung 'Wissen' verdient. Zudem gewichtet er seine Themen auf eigentümliche Art und Weise.

Das beginnt mit den niedrigen Zinsen, die er als Enteignung der Sparer verkauft.  Die Flut des billigen Geldes, mit der die Notenbanken versuchen, eine stagnierende Wirtschaft anzukurbeln, bezeichnet er als „unsozial“. Warum die Sparer von den „Märkten“ in einer Marktwirtschaft mit niedrigen Zinsen „bestraft“ werden und die Schuldner belohnt, dazu kein Wort. Er hätte ja mal kurz über Angebot und Nachfrage sprechen und seinen Zuhörern erklären können, dass in einer Marktwirtschaft die Preise sinken, wenn es ein Überangebot gibt, und dass man aus niedrigen Zinsen auf der ganzen Welt nur ablesen kann, dass es in den USA, in Japan und in Europa ein Überangebot an Sparkapital und/oder einen Mangel an Nachfrage nach Kapital, also einen Mangel an Schuldnern gibt. Auch die Frage, ob der Staat auch noch seine Schulden abbauen soll, wenn es einen Mangel an Schuldnern auf der ganzen Welt gibt, wäre interessant gewesen, aber auch die kommt in seiner Rede nicht vor. Die Rolle, die Ersparnisse für das Vorhandensein von Schulden spielen, wird so wenig erörtert wie die Frage, ob man Investitionen haben kann, wenn die Einkommen der Menschen nicht steigen. Ebenso findet keine Erwähnung, wie Deutschland sich entwickeln soll, wenn es dereinst wieder eine nationale Währung hat.

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