Amerika

Puerto Rico bekommt vielleicht eine neue Chance. Und Griechenland?

| 24. Juli 2016

Manche Beobachter sprechen von Puerto Rico als dem Griechenland Amerikas. Gewisse Parallelen bestehen auch durchaus. Insbesondere ähnelt sich das Verhalten der Gläubiger der beiden Krisenländer darin, die wirtschaftlichen Konsequenzen der Überschuldung vollständig und ohne Rücksicht auf menschliche Verluste auf die Schuldner abzuwälzen. Einen Unterschied aber gibt es dann doch: Die Plünderer in Griechenland sind keine Hedge Fonds, sondern Mitgliedsländer der EU.

Wenn man in Deutschland von Puerto Rico hört, denken die meisten vermutlich zuallererst an Strand, Sonne und Urlaub. Die Karibikinsel mit ihren heute rund 3,5 Millionen Einwohnern gilt auch unter deutschen Touristen als begehrtes Sonnenziel. Die Einwohner Puerto Ricos selbst dagegen denken seit geraumer Zeit weniger an Urlaub und Entspannung als ans Auswandern. Denn ihre Inselheimat steckt seit zehn Jahren in einer tiefen Wirtschaftskrise. Ziel der Auswanderung ist gewöhnlich Amerika. Dabei handelt es sich dann allerdings nicht so ganz richtig um Auswanderung in ein fremdes Land. Die Einwohner Puerto Ricos sind nämlich gebürtige amerikanische Staatsbürger, die sich ganz ungehindert auf dem großen Festland im Norden niederlassen dürfen – und dies seit 2010 auch in immer höheren Zahlen getan haben, um Arbeitslosigkeit, Armut und Aussichtslosigkeit in Puerto Rico zu entfliehen. Hunderttausende Wirtschaftsflüchtlinge im eigenen Land, kann man das wollen?

Politischer und wirtschaftlicher Status

Eine vertrackte öffentliche Schuldenkrise erdrosselt die Insel. Ihre politische Lösung wurde jahrelang blockiert. Jüngst aber ist Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Ein Ende Juni vom amerikanischen Kongress verabschiedetes Gesetz soll endlich wirksame Hilfe liefern, die Wirtschaftskrise Puerto Ricos zu beenden. Das neue Gesetz ebnete jedenfalls den Weg für eine Restrukturierung der öffentlichen Schulden Puerto Ricos. Dieser Schritt war lange überfällig gewesen. Er kam aber erst in letzter Minute, um einen ordnungslosen Staatskonkurs und das Abtauchen Puerto Ricos in Chaos und Depression abzuwenden. Ob er eine wirtschaftliche Wende zum Besseren bringen wird, bleibt allerdings noch ungewiss. Manche Beobachter sprechen von Puerto Rico als dem Griechenland Amerikas. Gewisse Parallelen bestehen auch durchaus. Insbesondere ähnelt sich das Verhalten der Gläubiger der beiden Krisenländer darin, die wirtschaftlichen Konsequenzen der Überschuldung vollständig und ohne Rücksicht auf menschliche Verluste auf die Schuldner abzuwälzen.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!