EU

Quo vadis, EWU? Teil 2: Lehren aus dem EWS

| 18. Juli 2013

Der erste Teil dieser Serie zur Eurokrise endete mit folgendem Zitat aus Rudolf Hickels Beitrag "Raus aus dem Euro, zurück ins Chaos" in den Blättern für deutsche und internationale Politik: "Wie auch immer die alternativ zum Euro vorgeschlagenen Wechselkursregime im Einzelnen ausfallen, am Ende würden die spekulativen Triebkräfte die Wechselkursbildung irrationalisieren." In diesem zweiten Teil will ich mich mit der Frage beschäftigen, ob es tatsächlich keine andere Möglichkeit gibt, die Devisenspekulationen auszutrocknen, als die, ihnen die Basis dadurch zu entziehen, dass man die Währungen relativ kleiner Länder abschafft und große Währungsräume bildet. Denn das wäre ein starkes Argument für den Erhalt des Euro.

Hintergrund von Rudolf Hickels Zweifel an der Machbarkeit eines Währungsverbundes, der Spekulationen gegen die Währungen einzelner Mitgliedsländer auf Dauer Stand hält, dürfte die Entwicklung sein, die das Europäische Währungssystem (EWS) genommen hat, das dem Euro vorausging. Dieses System stellte einen Verbund mehrerer europäischer Währungen dar, innerhalb dessen sich die Notenbanken der teilnehmenden Staaten zu gegenseitigen Stützungskäufen ihrer Währungen verpflichteten, um deren Wechselkurse einigermaßen stabil zu halten. Genau genommen durften die Wechselkurse nur in einer Bandbreite von ± 2,25 Prozent um den Wert schwanken, den die Notenbanken miteinander vereinbart hatten. Nur für Italien galt eine größere Bandbreite (± 6 Prozent). Trotz der wechselseitigen Hilfsvereinbarung mussten verschiedene Währungen im Laufe der Zeit über die Bandbreite hinaus ab- bzw. aufgewertet werden – die anfangs gewählten Wechselkurse ließen sich nicht halten. Schließlich mussten die Bandbreiten 1993 wegen Devisenspekulationen auf ± 15 Prozent erweitert werden. Damit löste sich das System so stark auf, dass von einer Eindämmung von Wechselkursrisiken deutlich weniger die Rede sein konnte als zu Beginn des EWS.

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