EU

Quo vadis, EWU? Teil 5: Das Damoklesschwert Wechselkurs ist leider unentbehrlich

| 31. Juli 2013

Ausgangspunkt dieser Beitragsserie war die Kritik Rudolf Hickels (die andere teilen) an Überlegungen, die Krise der EWU durch ein Ende des Euro in seiner jetzigen Form zu überwinden. Das Ergebnis der bisherigen Ausführungen lautete, dass ein Währungsverbund, dem mindestens ein "Hartwährungsland" angehört, gegen Spekulationswirren auf den Devisenmärkten und starke Handelsungleichgewichte helfen kann, wenn er über eine Kombination aus Wechselkurs- und Zinspolitik Inflationsdifferenzen ausgleicht. Um wenig vorhersagbar und damit möglichst nicht spekulationsanfällig zu sein, sollte der Mix, wann welche Instrumente und von welcher Notenbank eingesetzt werden, variieren. Je kleiner und je unsystematischer die Inflationsdifferenzen innerhalb des Verbundes sind, desto stabiler ist er. Denn dann verlocken keine großen und systematischen Zinsdifferenzen zu carry trades, und keine massive Auslandsverschuldung macht Wechselkursanpassungen absehbar und damit zum geeigneten Spekulationsobjekt.

Der Preis für die Kooperation der Mitglieder des Währungsverbundes besteht darin, dass die jeweilige nationale Geldpolitik an Unabhängigkeit einbüßt, auf die konjunkturelle Lage im eigenen Land angemessen reagieren zu können. Und zwar nimmt die Unabhängigkeit umso mehr ab, je größer die nationalen Inflationsdifferenzen der Mitglieder des Verbunds sind. Steht z.B. zu erwarten, dass die Inflationsrate eines Landes in einem Jahr um drei Prozentpunkte über der des preisstabilsten Unionsmitglieds liegt, muss das preisinstabilere Land einen spürbaren Abstand zu den Zinssätzen des "Hartwährungslandes" einhalten, um die inländische Preissteigerungsrate schnell zu drücken bzw. um Einfluss auf die Tarifpartner und damit auf die Lohnstückkostenentwicklung zu nehmen, welche die Inflationsentwicklung maßgeblich bestimmen. Das heißt aber, dass die Geldpolitik auf den landesinternen Zustand der Realwirtschaft weniger Rücksicht nehmen kann. Zieht etwa die Konjunktur im Hartwährungsland gerade an und werden daraufhin die dortigen Zinsen erhöht, muss die Notenbank des preisinstabileren Landes die kurzfristigen Zinsen ebenfalls erhöhen, auch wenn sich die Konjunktur in einer weniger komfortablen Zone bewegt. Das bedeutet aber, dass tendenziell eine höhere Arbeitslosigkeit in Kauf genommen werden muss, bis die Inflationsdifferenz (wieder) abgebaut ist.

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