Theorie

Rechtfertigungsideologie für den Profit

| 06. Dezember 2018
istock.com/gopixa

Ist Wirtschaftswachstum „zufällig“ oder doch technisch bedingt? Letzteres will die Neoklassik von vorne herein in den Köpfen verankern – und damit die technische Bedingtheit der Verteilung. Doch der technologische Determinismus wird schnell zur Ironie.

Mit der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion ist die Neoklassik auf ihre Weise „marxistisch“ geworden. Sie ist ein Versuch, die Verteilung zwischen den „Produktionsfaktoren“, also zwischen Arbeit und Kapital, als technisch bedingt und damit naturnotwendig darzustellen. Sie nimmt in diesem Sinn den bei Marx vorhandenen technologistischen Impuls auf. So wurde sie ein Kernstück der Theorie ebenso wie der Rechtfertigungs-Ideologie für den Profit und für die Verteilung, wie sie ist, im Allgemeinen. Eine Kurz-Darstellung findet man in allen Einführungen in die Ökonomie (z. B. Mankiw 1998, 85 ff.; Varian 1999, 59 f.). Es ist aber nützlich, auf die ursprüngliche Formulierung zurück zu greifen (Cobb / Douglas 1928).

Cobb / Douglas beginnen in ihrer Einleitung ein wenig mühsam. Sie fragen, ob das Wirtschaftswachstum „zufällig“ sei oder doch technisch bedingt? Sie wollen die Antwort „technisch bedingt“ von vorne herein in den Köpfen verankern – und damit die technische Bedingtheit der Verteilung. Der technologische Determinismus wird übrigens zur Ironie, wenn man bedenkt: Die IO-Tabellen, vielleicht das wichtigste wirtschaftsstatistische Instrument der Gegenwart, bauen nicht auf einer Cobb-Douglas-Funktion (in Hinkunft abgekürzt: CD) sondern auf einer komplementären Leontieff-Funktion auf (komplementär soll heißen: Arbeit und „Kapital“ / Produktionsmittel stehen in einem im gegebenen Zeitpunkt fixen Verhältnis zueinander und sind nicht beliebig austauschbar.)

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