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Rhetorik und Ökonomie (2)

| 24. September 2014

Gastbeitrag von Joachim Grzega

Während sich in der Wirtschaftsgeschichte gezeigt hat, dass vor allem gemischte Wirtschaftssysteme (also mit mittelstarker Rolle des Staates) für das Wohl der breiten Bevölkerung sorgen können, haben es neoliberale Vertreter in den letzten Jahrzehnten vermocht, dass Begriffe für ‘Staat’ negative Assoziationen auslösen. Dies spiegelt sich auch in den Antworten des Standard Eurobarometers Nr. 81 wider. In der Hälfte der EU-28-Staaten stimmen über zwei Drittel der Befragten folgender Aussage zu: “Der Staat mischt sich zu sehr in unser Leben ein.” Nur in Estland, Litauen, Finnland und Schweden stimmen weniger als die Hälfte der Leute dieser Aussage zu. Als Leiter des Europäischen Hauses Pappenheim und gelernter Linguist beschäftige ich mich unter anderem mit dem Zusammenhang zwischen Sprache, Denken und Wirtschaftsgeschehen. Sprache formt das Denken. Und dazu gehört – wie ich in meinem ersten Beitrag für flassbeck-economics erwähnt habe – der Aufbau von Netzen rhetorischer Bilder. Die Kognitive Linguistik macht seit den bahnbrechenden Beiträgen von George Lakoff immer wieder darauf aufmerksam, wie ein übergeordnetes Bild zu einem Netzwerk an sprachlichen Bildern führt, mit denen unsere Sichtweise beeinflusst und gefestigt wird. Ein solches übergeordnetes Bild, das wir europaweit in den Medien finden, ist etwa Folgendes: “Wirtschaft ist Wettkampf”. Galt dies ursprünglich als mikroökonomische Metapher, so hat sich dies in den letzten Jahren auch für die Nationen-Ebene, die volkswirtschaftliche Ebene ausgebreitet.

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