EU

Rückschritt als Wissenschaft? - Der Präsident des DIW sollte zwanzig Jahre alte Wochenberichte lesen

| 18. Dezember 2013

Marcel Fratzscher, der seit Februar amtierende Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW)), ist nach den heute geltenden Maßstäben sicher ein guter, ja herausragender Wissenschaftler. Zugleich mit dem Präsidentenamt im DIW hat er eine Professur an der Humboldt-Universität bekommen, was aufgrund der Vorgaben des Wissenschaftsrates nur möglich ist, wenn er die Kriterien für herausragende Wissenschaftlichkeit vollkommen erfüllt. Sobald er aber bei aktuellen Fragen zur Feder greift, merkt man, dass diese Wissenschaftlichkeit nichts mit Logik und gesundem Menschenverstand zu tun hat. Wenn aber „herausragende Wissenschaftler“ einfache logische Fehler begehen, dann kann diese sogenannte Wissenschaft keine Wissenschaft sein, denn der Verstoß gegen die Regeln der Logik ist der fundamentalste Fehler, den ein Wissenschaftler machen kann, weil, wie wir spätestens seit Karl Raimund Poppers bahnbrechender Arbeit zur Logik der Forschung wissen, aus einer widersprüchlichen Aussage jede andere Aussage abgeleitet werden kann. Wissenschaft hat seit der Antike die Aufgabe, genau das zu verhindern. Tut sie das nicht, braucht man sie nicht.

Ein Fach, in dem solche Fehler zur Tagesordnung gehören, muss von anderer Seite auf den Prüfstand gestellt werden. Es bedarf offensichtlich unabhängiger Philosophen und Erkenntnistheoretiker, die systematisch die Wissenschaftlichkeit der Volkswirtschaftslehre überprüfen. Das gilt beileibe nicht nur für Herrn Fratzscher, sondern für viele andere, die an leitenden Positionen oder auf wichtigen Lehrstühlen sitzen. Ich greife ihn nur heraus, weil ich in dem Institut, dem er vorsteht, einige Jahre meines Lebens verbracht und dort versucht habe, nach Popperschen Prinzipien zu arbeiten.

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