Kommentar

Schöne neue Wahlen

| 02. September 2019
istock.com/Mirko Kuzmanovic

In der schönen neuen Welt werden Wahlen nicht gewonnen, weil man die meisten Stimmen hat, sondern weil man besser ist als die letzte Umfrage. Wer nachdenkt, sieht hingegen, dass nur eine Partei gewonnen hat. Doch warum?

Haben Sie das gestern im Fernsehen auch gesehen? Mal so richtig schöne Wahlen, bei denen einfach alle gewonnen haben. Die einen haben gewonnen, weil sie besser abgeschnitten haben als erwartet. Zwei Parteien haben einfach deswegen gewonnen, weil sie weiter den Ministerpräsidenten stellen dürfen. Die Linken fühlen sich als Sieger, weil die Rechten nicht an die Macht gekommen sind. Nur die Rechten, die wirklich gewonnen haben, sind nicht ganz so happy, weil sie nirgendwo stärkste Partei geworden sind. Und die öffentlich-rechtlichen Medien sind froh, dass alle froh sind und niemand sagen muss, was wirklich passiert ist.

So sollten wir das in Zukunft immer machen: Nicht der gewinnt, der seinen Stimmenanteil im Vergleich zur letzten Wahl vergrößert, sondern derjenige, der am meisten gegenüber den Umfragen, die vor der Wahl gemacht wurden, aufholt. Man sieht am Beispiel Brandenburg und Sachsen genau, was passiert, wenn man die Wahlperiode auf fünf Jahre ausweitet: Die Parteien und ihre Spitzenpolitiker vergessen einfach, was vor fünf Jahren war und tun so, als ob es ihre vornehmste Aufgabe sei, in den letzten vier Wochen vor der Wahl „mit einem übermenschlichen persönlichen Einsatz“ die Umfragen zu widerlegen.

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