Theorie

Sind Keynesianismus und Neoklassik Antipoden? – 1

| 11. Mai 2017
istock.com/sercansamanci

Oft werden Keynesianismus und die neoklassische Theorie als zwei extreme Varianten der Wirtschaftstheorie angesehen, zwischen denen eine große Lücke klafft, die man mit pragmatischen Ansätzen füllen kann. Diese Auffassung ist falsch.

Bei Begegnungen mit Studenten, die sich kritisch mit der heute gelehrten Ökonomik auseinandersetzen (sprich Plurale Ökonomik oder Real World Economics und andere Versuche in dieser Richtung), trifft man oft auf den Typus des Zweiflers. Er (oder sie) versteht, dass die herrschende neoklassische Lehre nicht wirklich erklären kann, was in der Wirtschaft geschieht, und sucht nach besseren Erklärungen. Der Keynesianismus, der als alternative Theorie naheliegend wäre, wird aber ebenfalls kritisch beäugt, denn man vermutet, dass auch hier zu viele ideologische Elemente vorhanden sind, als dass man sich dieser Theorie einfach anvertrauen könnte.

Es überwiegt ein antipodisches Bild: Hier die Neoklassik, bei der die Funktionen des Marktes dominant für die gesellschaftlichen Zusammenhänge sind und die sich in ihrer politischen Ausprägung weitgehend dem Markt anvertraut, dort der Keynesianismus, der Marktversagen in den Mittelpunkt seiner Analyse stellt und wirtschaftspolitisch auf den Staat baut. Was liegt da näher für einen jungen kritischen Menschen als zu sagen: Ich bin kritisch gegenüber allen überkommenen Positionen und halte folglich die gleiche Distanz zu beiden Positionen; vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

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