Theorie

Sind Keynesianismus und Neoklassik Antipoden? – 3

| 24. Mai 2017
istock.com/sercansamanci

Der von der Neoklassik geschaffenen Kunstlehre hätte der Keynesianismus von vorneherein als Versuch in wirklicher Sozialwissenschaft begegnen müssen, nicht aber als Konkurrent um die ökonomische Deutungshoheit. Religion darf man nicht nur mit besserem Wissen bekämpfen.

Es ist nicht so, dass neoklassisch argumentierende Ökonomen generell keine Saldenmechanik verwenden. Erstaunlicherweise wird sie sogar so häufig verwendet, dass man sagen könnte, das sei eigentlich zu häufig und vor allem zu leichtfertig. Man verwendet Saldenmechanik aber nur bei solchen Zusammenhängen, die scheinbar ohne weiteres in das neoklassische Aussagensystem passen. Das beste Beispiel dafür ist die immer wieder hervorgehobene Gleichheit von Sparen und Investieren. I = S ist fast zu einem Schlachtruf dafür geworden, dass die Marktkräfte immer das richtige tun und man sich darauf verlassen kann.

Was aber bedeutet diese „Gleichung“ wirklich? Sparen gleich Investieren ist immer richtig in dem Sinne, dass man im Nachhinein immer feststellen wird, dass die Teile des Einkommens, die nicht konsumiert wurden, investiert wurden. Das ist so, weil es einfach nur diese beiden Kategorien von Ausgaben für die Welt als Ganzes gibt. Das entscheidende aber bleibt dabei ungesagt. Wie nämlich sind die Sparpläne im Ablauf der Zeit mit den Investitionsplänen in Übereinstimmung gelangt und, das Wichtigste, wie hat sich in diesem Prozess das Einkommen insgesamt verändert. Darüber sagt der definitorische Zusammenhang absolut nichts aus.

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