Genial daneben

So klug sind unsere Diplomaten

| 05. Januar 2017
Foto von August de Richelieu von Pexels

Wie testet man geeignete Bewerber für den diplomatischen Dienst? Das Auswärtige Amt setzt auf die Abfrage von Wissen. Wieso das zeigen soll, ob ein Beamter später in der Lage ist, nationale oder internationale Probleme zu lösen, bleibt das Geheimnis des Amtes.

Bisher glaubte ich, dass man spätestens im Zeitalter von Google, Wikipedia und anderen Internetinstrumenten begreifen wird, dass reines Wissen, die Tatsache also, dass jemand einen konkreten Sachverhalt kennt oder einen Sachverhalt zeitlich einordnen kann, noch lange nichts mit Intelligenz zu tun hat. Doch weit gefehlt. Nicht nur, dass es fast jeden Tag Quiz-Shows im Fernsehen gibt, wo man erst dem Menschen seinen unentbehrlichen Helfer bei der Beantwortung von reinen Wissensfragen, nämlich den mit dem Internet verbundenen Computer, wegnimmt, um ihn dann Sachen zu fragen, die kein vernünftiger Mensch wissen kann und womit er sein Gehirn – gerade wegen Google und Co. – auch nicht belasten sollte. Vermutlich ist es die Schadenfreude der Zuschauer, die zuhause am Computer die Antwort schon herausgefunden haben, bevor der Kandidat auch nur zu denken anfängt, die diesen Rateshows ihren eigenartigen Reiz gibt.

Die Verwechslung von Wissen und Intelligenz führt allerdings auch in ganz anderen Kreisen zu skurrilen Ergebnissen. So feiert Spiegel-Online (hier) schon zum wievielten Male den Test, der den Zugang zu einer Diplomatenkarriere in Deutschland schaffen soll, als „härtesten Auswahltest des Landes“. SPON fordert seine Leser auf, sich an dem Test mit 40 Fragen zu versuchen und verbreitet den Eindruck, nur absolute Intelligenzbolzen kämen da durch, da nur einer von 44 diesen Test besteht.

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