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Ey Alter!

| 22. Februar 2023

Junge,

das geht an Dich da draußen: Du bemerkst sicher die ganzen Pflasterporsches auf den Straßen? Du denkst, das ist alles andere als stabil, denn Du hast mal gehört, dass 1991 in Deutschland auf einen Rentner vier Menschen im erwerbstätigen Alter kamen, 2020 weniger als drei und 2030 weniger als zwei kommen werden. Dabei gibt es nichts, das so lame ist wie eine Gesellschaft, die man mit einem Seniorenheim verwechseln könnte – ohne Dynamik, Kreativität, Mut, Risikobereitschaft und Visionen für eine bessere Zukunft. Davon abgesehen, dass für diesen ganzen Friedhof ohnehin die Pfleger fehlen.

Klar, Du hörst es ja auch immer wieder: Die Alten leben für ein Gestern, das sie in der Gegenwart konservieren wollen. Sie sind olle Besitzstandswahrer, nicht bereit für Veränderung. Sie scheren sich nicht um die Zukunft der nächsten und übernächsten Generation. Vielleicht seid ihr auch schon die letzte Generation, denn die Alten haben Euch eine kaputte Welt überlassen. Du und deine Kohorte, ihr könnt Euch den Wohlstand dieser Boomer aus den glücklichen Jahren des Kapitalismus nicht mehr leisten. Nicht nur wegen den Kosten für Staat und Steuerzahler, sondern auch wegen dem Klima. Die fetten Jahre sind vorbei. Ist es nicht so, Digger?

Aber Achtung – auch Du wirst älter! Und derzeit ist es um Deine Rente nicht zum Besten bestellt. Schon mal was von Altersarmut gehört? Findest Du es nicht weird, wenn Du nach einem langen Arbeitsleben mit Deiner Rente plötzlich Geringverdiener bist? Und das, wie Du gleich erfahren wirst, ganz ohne Not?

Die jetzige Ampel-Regierung, die Du vielleicht gerade so hip findest mit dem smarten Lindner und seiner Aktienrente, wirst Du verfluchen, wenn Du in ein paar Jahrzehnten merkst, dass sich die Welt immer noch dreht und mal nach Österreich schaust.  

Denn was Du sicher weniger hörst und auch die Regierung vergisst: Eine Reform, die ein Rentensystem verbessern will – etwa in Form einer mit der Zeit steigenden Sockelrente ‒, muss die Wirtschaftsleistung verbessern. Das heißt, Du musst produktiver werden ‒ auch wenn Du den Kapitalismus insgesamt gerade scheiße findest. Dabei ist das eigentlich keine große Sache, denn gegen eine gute Bildung und Ausbildung, besseres Sachkapital wie etwa Roboter oder fortschrittliche klimafreundliche Technologien ist ja nichts einzuwenden.

Du ahnst es schon: Wenn die Kinder, die Du irgendwann mal haben magst, produktiver sein werden als Du, wird der alte Norbert – Gott hab in selig ‒ recht behalten: Deine Rente ist sicher. Man nennt das Generationenvertrag. Und der funktioniert, weil selbst bescheidene Produktivitätszuwächse einen weitaus größeren Einfluss auf den Lebensstandard haben, für den Du vielleicht mal dankbar sein wirst, als die demografische Entwicklung. Vorausgesetzt, Du und Deine Generation glaubt bis dahin nicht mehr das Gerede von oben.