Politik, die vollständig entpolitisiert ist
Eine umfassende und überzeugende Untersuchung zur Theorie und Praxis des Neoliberalismus hat der Politologe Thomas Biebricher vorgelegt. Leider verschließt auch er am Ende die Augen vor seinen eigenen Erkenntnissen.
"Neoliberalismus" ist ein viel benutzter und auch viel gescholtener Kampfbegriff der politischen Auseinandersetzung geworden. Wird er von linker Seite für all die ökonomischen und gesellschaftlichen Verwerfungen verantwortlich gemacht, die sich mit Blick auf die Entwicklungen der letzten 30 Jahre zu Recht konstatieren lassen - etwa Kompetenzverluste der Nationalsaaten, Austeritätsdiktat, zunehmende innergesellschaftliche Ungleichheiten, Prekarisierung großer Teile der Bevölkerung, Deregulierung der Arbeitsmärkte und die Ausweitung eines "unternehmerischen Selbst" -, so sehen wirtschaftsliberale Autoren im Begriff des "Neoliberalismus" lediglich eine nichtssagende polemische Bezeichnung zur Diskreditierung des politischen Gegners. Wenig verwunderlich ist es dann auch, dass sich wenige Ökonomen oder Politiker finden lassen, die sich selbst als "neoliberal" bezeichnen.
Der an der Copenhagen Business School lehrende Politikwissenschaftler Thomas Biebricher hat nun auf deutsch eine umfassende Untersuchung zur Theorie und Praxis des Neoliberalismus vorgelegt. Biebricher hat in den letzten Jahren umfänglich zur Geschichte und politischen Theorie des Neoliberalismus publiziert. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine um einen Epilog ergänzte Fassung seiner Habilitationsschrift, die 2018 zunächst auf Englisch publiziert wurde.
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