Arbeit

Steueroasen – willkommene mediale Ablenkungsmanöver

| 16. April 2013
istockphoto.com/JFsPic

Nach neuen Enthüllungen über Steueroasen wird dieser Tage wieder landauf, landab berichtet, wie sich eine Reihe von Reichen systematisch dem Zugriff des Fiskus entziehen. Das ist zwar Betrug an der Gesellschaft. Aber die Empörung darüber wirkt häufig ziemlich gespielt.

Denn es ist doch dieselbe Süddeutsche Zeitung, die heute angesichts der Offshore-Enthüllungen das Klientel per "Finanzpolizei" in Schach zu halten empfiehlt, das sie gestern noch hofiert hat mit Forderungen wie der, dass Deutschland seine "Leistungsträger entlasten" müsse und per Kirchhofscher Spitzensteuersatzsenkung von 45% auf 25% ("ein wahrhaft großes Werk") vor allem den Reichen etwas Gutes tun sollte. Die sind nach landläufiger Auffassung die einzigen, die Arbeitsplätze durch Innovationen und Investitionen schaffen. Dazu braucht es hohe Gewinneinkommen, und zwar (laut FDP) sowohl als Anreiz als auch als Finanzierungsquelle.

Wie man an der miserablen Investitionsquote in Deutschland einerseits und den explodierenden Gewinneinkommen der letzten zehn Jahre andererseits sehen kann, ist das eine grundlegend falsche Vorstellung vom Investitionsverhalten (vgl. Abbildung). Im Vergleich zur Nutzung von Steueroasen ist das der viel größere Skandal: dass die Wirtschaftspolitik den "oberen Zehntausend" durch Lohnzurückhaltung und Steuersenkung überhaupt zu so viel Reichtum verholfen hat zum Schaden derjenigen, die diesen Reichtum mit erarbeitet haben und nicht in angemessener Höhe an ihm beteiligt worden sind. Wenn einige der "oberen Zehntausend" auch noch versuchen, die Steuern auf diesen Reichtum zu umgehen, ist das nur das Sahnehäubchen obendrauf.

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