Studierende protestieren gegen VWL-Lehrinhalte – 2
Wie auch immer man die Behandlung des Geldsystems in der herrschenden Lehre bewertet, eines ist sicher: Die Realität der Kreditschöpfung, d.h. die Tatsache, dass Geld von den Banken „aus dem Nichts“ erzeugt werden kann, ist unvereinbar mit der neoklassischen Behauptung einer Geldknappheit.
Folgen für die Geld- und Fiskalpolitik
Aus den vorangegangenen Ausführungen ergeben sich zwei wichtige Schlussfolgerungen: Erstens impliziert die neoklassische Auffassung, dass Geld zumindest langfristig neutral sei, eine Ablehnung diskretionärer Geldpolitik. Geldpolitik sei zur Beeinflussung von Produktion und Beschäftigung gänzlich ungeeignet, da sie langfristig allein das Preisniveau verändere, darüber hinaus jedoch nichts (Positives) bewirke. Sie sollte sich deshalb in neoklassischer Sicht darauf beschränken, die von der Zentralbank steuerbare Geldmenge unabhängig von der jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung jährlich mit einer konstanten Rate wachsen zu lassen oder „eine stetige Ausdehnung des Geldangebots mit mäßiger Rate“ (Mankiw/Taylor 2018, S. 1019) anzustreben. Da zwischen der Geldmenge und dem Preisniveau ein stabiler Zusammenhang bestehe, könne die Zentralbank damit indirekt auch das Preisniveau kontrollieren. Denn „nach der Quantitätstheorie des Geldes bestimmt das Wachstum der Geldmenge die Inflationsrate“ (Mankiw/Taylor 2018, S. 846).
Aus dem behaupteten engen Zusammenhang zwischen der Geldmenge und dem Preisniveau folgt zweitens aber auch, dass Geld knapp genug sein muss, um Preisstabilität zu gewährleisten. Oder anders ausgedrückt: Jedes stabile Preisniveau zeige Geldknappheit an und setze diese voraus. Wiederum in den Worten von Mankiw/Taylor:
[...]Nichts schreibt sich von allein!
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