Ungleichheit und säkulare Stagnation
Zwei große Themen, ein kaum zu bestreitender Zusammenhang. Die herrschende volkswirtschaftliche Lehre kann die Lösung aber nicht finden, weil sie sich nicht von der Idee eines Arbeitsmarktes trennen will, der in neoklassischer Weise funktioniert.
Robert J. Shiller ist Professor in Yale und Nobelpreisträger. In einem Aufsatz vor einigen Tagen (hier auf englisch zu finden, deutsch in der Printausgabe der SZ vom 29. Mai) beschäftigt er sich mit der absolut zentralen Frage, warum die Weltwirtschaft nicht aus der Quasi-Stagnation herausfindet, in die sie nach der großen Rezession von 2008/2009 geraten ist. Er identifiziert richtigerweise die niedrigen Zinsen als den Indikator, der am besten zeigt, dass der industrialisierte Teil der Weltwirtschaft von einer normalen Erholung und einer normalen wirtschaftlichen Entwicklung noch immer weit entfernt ist.
Shiller greift zur Erklärung zunächst den Gedanken der säkularen Stagnation auf, den einst (1938) Alvin Hansen populär gemacht hatte und der von Larry Summers (Shiller verweist darauf) vor ein paar Jahren wiederbelebt wurde. Seine eigene Erklärung der Schwäche der privaten Ausgaben (Konsum vor allem, aber auch Investitionen) stellt auf Pessimismus und Optimismus ab. Nur wenn die Menschen, so Shiller, optimistisch in die Zukunft blicken, werden sie bereit sein, genug Geld auszugeben, um die Wirtschaft anzukurbeln: „Steuert man nicht durch außergewöhnliche Stimuli entgegen, begrenzen düstere Vorahnungen die Bereitschaft der Menschen, Geld auszugeben“.
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