Theorie

Unser Geldsystem IV – Der zweite Ölpreisschock und die Bundesbank als Königsmacher

| 25. Februar 2014

Wir haben in Teil III dieser Serie gezeigt, dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte des negativen Angebotsschocks, der mit der ersten Ölpreisexplosion verbunden war, allesamt negative Nachfrageschocks waren. Es war eben nicht der Angebotsschock als solcher, der Rezession und Arbeitslosigkeit erzeugte, sondern die Sekundär- und Tertiärwirkungen, die von dem Verteilungskonflikt zwischen Arbeit und Kapital ausgingen, der auf den Anstieg des Preisniveaus folgte. Vor allem der Anstieg der Zinsen in einer potenziell rezessiven Situation (wegen des Nachfrageausfalls aufgrund einer hohen Sparquote der Ölproduzenten) war der Auslöser für einen Investitions- und Arbeitsplatzeinbruch.

Insofern war auch der in den siebziger Jahren zu beobachtende Zusammenhang zwischen der hohen Lohnquote und dem raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit (wir haben das hier thematisiert) keineswegs ein Beweis für die Richtigkeit der neoklassischen Arbeitsmarkttheorie. Wäre das richtig, wären also lediglich die Reallöhne zu hoch gewesen, hätten die Unternehmen nicht genau zum gleichen Zeitpunkt ihre Investitionen in Sachanlagen zurückgefahren. Das ist nur erklärbar aus der Kombination von hohen Zinsen und einem globalen Nachfrageausfall. Dass die Investitionen der Unternehmen in Kapital und ihre Nachfrage nach Arbeitskräften zum gleichen Zeitpunkt zum Erliegen kamen, hätte jedem kundigen und neutralen Beobachter zeigen müssen, dass es sich hier um eine von der Nachfrageseite ausgelöste Rezession handelte – und zwar im Wesentlichen durch die Geldpolitik, die das Problem des Sparquotengefälles zwischen Ölkonsumenten und Ölproduzenten erst richtig potenzierte. Daher hätte die Rezession auch von der Nachfrageseite her korrigiert werden müssen. Das aber wurde nicht verstanden. Stattdessen kam am Ende eine völlig inkonsistente wirtschaftspolitische Reaktion auf den Anstieg der Arbeitslosigkeit zustande.

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