Unser Geldsystem XIX – Der Zins (4)
Die konsequente Trennung von Geldzins (hier synonym für Zinssätze auf Finanzkapital unabhängig von dessen Fristigkeit, also für kurz- und langfristige Zinsen) und der Rendite auf Sachkapital, das hat der vorige Teil dieser Serie gezeigt, schafft den Zugang zur Erklärung der Dynamik einer monetären Marktwirtschaft. Wann immer diese Trennung ignoriert oder vernachlässigt wird, ergeben sich Fehlschlüsse, die für die wirtschaftspolitischen Empfehlungen, die man aus der Analyse ableiten kann, gravierend sind.
Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Schaden auf der Welt dadurch angerichtet wurde, dass der Mainstream in der Volkswirtschaftslehre glaubt, man könne ohne diese Trennung auskommen. Man hat z.B. jahrzehntelang den Entwicklungsländern eingeredet (und tut es noch heute), der hohe Geldzins, der in vielen Ländern (zum Beispiel ganz ausgeprägt in Afrika) zu beobachten ist, sei auf der einen Seite einfach Folge der Kapitalknappheit dort, und die Kapitalknappheit wiederum ergebe sich aus der Tatsache, dass die Länder arm seien und die privaten Haushalte nicht viel sparen könnten. Auf der anderen Seite deute der hohe Zins auf die enorme Rentierlichkeit von Investitionen hin – bei geringem Ausgangskapitalstock sei eben jede hinzukommende Einheit an Kapital eine wahre Rendite-Fundgrube. Genau aus diesem Grund – Mangel an Finanzkapital und Überfluss an rentierlichen Sachinvestitionsmöglichkeiten – sei eine Öffnung der Kapitalmärkte dieser Länder, d.h. eine Liberalisierung zugunsten eines möglichst freien internationalen Kapitalverkehrs, essenziell für die ökonomische Entwicklung.
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