Unser Geldsystem XV – Was ist eigentlich Geld?
Ein Leser bemerkt zu einem unserer Artikel im Zusammenhang mit Sparen und Verschulden, es sei doch eine, wenn auch weit verbreitete Fiktion zu glauben, unsere Banknoten stellten eine Forderung gegenüber der Zentralbank dar. Diese Fiktion stamme wohl aus Zeiten des Goldstandards, als man von der Zentralbank tatsächlich den Umtausch von Geldscheinen in Gold verlangen konnte. Der Leser meint, wenn Geld überhaupt eine Art Forderung darstelle, dann nur eine „gegen den Markt“, weil man nur dort etwas eintauschen, etwas kaufen könne. Diese Frage ist sicher von allgemeinem Interesse für unsere Leser und passt sehr gut in unsere Serie über das Geldsystem. Wir werden in den abschließenden Folgen unsere eigene Auffassung, was Geld eigentlich ist und welche Rolle es im Rahmen einer monetären Marktwirtschaft gegenüber der Realwirtschaft spielt und spielen sollte, klarer darlegen und wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen daraus ziehen.
Zunächst einmal besteht kein Zweifel daran, dass Banknoten und Münzgeld formal Forderungen gegenüber der Zentralbank darstellen. Wie Jörg Bibow gestern für die amerikanische Zentralbank gezeigt hat, steht auf der Passivseite der Bilanz einer Notenbank die umlaufende Währung als Verbindlichkeit. Wenn die Zentralbank das Geld, das sie herausgegeben hat, als Verbindlichkeit verbucht, muss es bei den Bürgern (bzw. denjenigen, die das Geld haben) eine Forderung darstellen. Das ist die formale Logik der doppelten Buchhaltung. Nur sagt das natürlich noch nichts darüber aus, wer substanziell für die Verbindlichkeiten der Zentralbank geradesteht. Das kann nicht die Institution Zentralbank selbst sein, weil sie ja nicht die Waren liefert, die der Bürger für sein Geld kaufen möchte.
[...]Nichts schreibt sich von allein!
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