Theorie

Unser Geldsystem XXII – Keynes und die Keynesianer (1)

| 26. Juni 2014

In unserer Serie über das Geld hat bislang das, was gemeinhin als Keynesianismus bezeichnet wird (womit gerade nicht die Schriften von John Maynard Keynes gemeint sind), keine große Rolle gespielt. Mancher Leser mag sich fragen, woran das liegt, oder wartet darauf zu erfahren, was wir dieser Theorierichtung zur Lösung der vielen Fragen rund um unser Geldsystem abgewinnen können. Die Antwort ist einfach: Wenig. Schon sehr bald nach den wichtigen Arbeiten von Keynes hat sich der Großteil der Ökonomen, die als Keynesianer (oder als Anhänger der neoklassischen Synthese, später kamen noch Neo-Keynesianer und Neu-Keynesianer hinzu) bezeichnet werden oder sich selbst so nennen, eigene Spielwiesen geschaffen, ohne rechten Kontakt zur Wirklichkeit der existierenden Marktwirtschaft, aber immer bemüht, die formale Eleganz des neoklassischen Systems zu kopieren – und das auch um den Preis, die entscheidenden Zusammenhänge auszublenden.

Begonnen hat das schon 1937. Kaum war die „General Theory“ erschienen, bemächtigte sich ihrer Sir John Hicks, Ökonomieprofessor aus Oxford, der bis dahin weniger durch originelle Ideen in Sachen Geldtheorie denn durch eine bedeutende, aber orthodoxe Abhandlung zum Thema Wert und Kapital (Value and Capital) aufgefallen war. Hicks presste den gerade entstehenden Keynesianismus in ein enges Korsett, indem er mit leichter Hand den Unterschied zwischen Keynes und den Klassikern in drei Gleichungen formalisierte, – und hatte, bevor Keynes selbst widersprechen konnte, den Kern der Ideen von Keynes so sehr verunstaltet, dass sie nur noch als „Depressionsökonomie“ zu gebrauchen waren, wie Hicks es selbst nannte. Das Ergebnis dieser Formalisierung heißt IS/LM-Modell, das jedem Studenten als Standarddarstellung des Keynesianismus beigebracht wird. Leider führt dieses Modell aber fundamental in die Irre und weit weg von den ursprünglichen Überlegungen, um die es Keynes ging.

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