Theorie

Unser Geldsystem XXIII – Keynes und die Keynesianer (2)

| 02. Juli 2014

Wie im vorigen Beitrag dieser Serie angekündigt wollen wir heute einen näheren Blick auf das IS/LM-Modell werfen, das zur Standarddarstellung des Keynesianismus geworden ist. Sein Gleichgewichtscharakter ist unser zentraler Kritikpunkt, weil er impliziert, dass die Marktwirtschaft ein in sich stabiles System ist. In einem Gleichgewichtsmodell neigen bestimmte Größen dazu, sich einander anzugleichen und das System auf diese Weise automatisch zu einem Ruhepunkt zu führen (wenn dafür auch einige „Anpassungsrunden“ benötigt werden mögen). Der ganze Stolz der Keynesianer war es, anhand eines Modells zeigen zu können, dass ein Zustand mit Arbeitslosigkeit, also mit einem nicht geräumten gesamtwirtschaftlichen Arbeitsmarkt, möglich und stabil ist, auch wenn die Arbeiter gemäß ihrer Grenzproduktivität entlohnt werden. Das schien ihnen die große Neuerung gegenüber der neoklassischen Theorie zu sein, die ihrerseits Arbeitslosigkeit als entweder freiwillig abtat oder auf eine falsche, d.h. im Vergleich zur Grenzproduktivität zu hohe Entlohnung zurückführte. Die beiden zentralen Gleichungen, die John Hicks aus den Gedanken von Keynes entnehmen zu können glaubte und aus denen er die keynesianische Theorie formte, waren die IS-Gleichung und die LM-Gleichung, die dem Modell den Namen gaben.

IS steht für Investitionen (Investment) und Sparen (Saving), LM für Geldnachfrage (Liquidity) und Geldangebot (Money Supply). Das IS/LM-Modell versucht die Marktwirtschaft im Rahmen mehrerer Gleichungen als ein System zu beschreiben, das zu einem Punkt tendiert, dem ein Beharrungsvermögen innewohnt, der also als Gleichgewicht angesehen werden kann. Dieser Punkt ist charakterisiert durch eine bestimmte Höhe des (realen) Volkseinkommens, des Zinssatzes und der Beschäftigung, bei dem der gesamtwirtschaftliche Gütermarkt und der gesamtwirtschaftliche Geldmarkt (und mit letzterem automatisch auch der gesamtwirtschaftliche Kapitalmarkt) geräumt sind, während sich der gesamtwirtschaftliche Arbeitsmarkt in einem Unterbeschäftigungsgleichgewicht, aber auch in einem Vollbeschäftigungsgleichgewicht befinden kann.

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