Verdi mit dem Rücken zur Wand
Vor lauter Griechenland-Krise scheinen andere Themen in den Hintergrund zu geraten, mahnen uns einige Leser. Das ist leider nicht ganz von der Hand zu weisen – auch unser Tag hat nur 24 Stunden. Aber die Mahnung bleibt nicht ungehört, vor allem deshalb nicht, weil wir schon immer den Standpunkt vertreten haben, dass in der Makroökonomie alles sehr eng zusammenhängt und eine von thematischen Scheuklappen eingeschränkte Sicht enorm fehleranfällig ist: Man mag Experte auf einem Feld sein und trotzdem dessen Entwicklung völlig falsch einschätzen, wenn man nämlich seine Auswirkungen auf andere Gebiete und deren Rückwirkungen auf das betrachtete Feld unberücksichtigt lässt.
Langer Vorrede kurzer Sinn: Wie ist die Einigung zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Deutschen Post AG einzuschätzen? Um es auf den Punkt zu bringen – es ist ein Trauerspiel: eine Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro zum 1. Oktober 2015 sowie Lohnerhöhungen zum 1. Oktober 2016 um 2,0 Prozent und zum 1. Oktober 2017 um weitere 1,7 Prozent, so steht es auf der Internet-Seite von Verdi. Dazu ein "[u]mfassendes Sicherungspaket", das folgendes beinhaltet: Schutz für alle Beschäftigten vor betriebsbedingten Kündigungen und Änderungskündigungen bis Ende 2019. "Zudem wird die Fremdvergabe in der Brief- und Verbundzustellung bis zum 31. Dezember 2018 ausgeschlossen." Weiter heißt es: "Es sei nicht gelungen, die Deutsche Post AG von einer Rücknahme der DHL Delivery GmbHs zu überzeugen. <<Aber es ist uns gelungen, die verbleibenden Paketzusteller in der Deutschen Post AG dauerhaft abzusichern.>>" Die Sicherung besteht also, auf Deutsch gesagt, in der Erlaubnis, auch die nächsten Jahre weiter für die Post schuften zu dürfen zu etwas besseren Konditionen, als sie die Kollegen von der Logistikbranche zu ertragen haben.
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