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Vergesst euer dummes Geschwätz von gestern – Nach der Wahl ist vor der Wahl

| 23. September 2013

Das Schlechte vorweg: Gestern haben 50 Prozent all der Menschen, die ihre Stimme abgegeben haben, eine Partei gewählt, die nach unseren Maßstäben der Fraktion der schwäbischen Hausfrau zuzurechnen ist. Das ist viel, selbst wenn das bei einer Wahlbeteiligung von knapp 72 Prozent nur 36 Prozent der stimmberechtigten Bürger sind. Es ist ja nur der 5-Prozent-Hürde, also einem Spezifikum des deutschen Wahlrechts, zu verdanken, dass mehr als 8 Prozentpunkte davon nicht mehr relevant sind, weil die FDP und die AfD knapp den Einzug in den Bundestag verfehlten. Das mag man gut finden, aber die 50 Prozent und insbesondere das Abschneiden der AfD zeigen, wie viel an Mobilisierung möglich ist, wenn man bei den wichtigen Themen Kante zeigt, statt einfach zu kneifen und diese Themen aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Hätten die Parteien, die weniger stark von der schwäbischen Hausfrau infiziert sind, das Thema Europa und Euro mit einer starken Argumentation in das Zentrum ihres Wahlkampfes gestellt, hätten sie sicher viele Menschen vom Nicht-Wählen abhalten und ihre Anteile deutlich erhöhen können. Das relativ gute Abschneiden der Partei Die Linke, die mehr als alle anderen die Eurokrise hervorgehoben hat, zeigt das. Was wäre bei dieser Partei möglich gewesen, wenn die Mehrheit in der Partei die Bedeutung der Abgrenzung von den anderen in dieser Frage begriffen und Abstand von lächerlichen innerparteilichen Grabenkämpfen genommen hätte?

Gut ist, dass die schwäbische Hausfrau, am besten verkörpert von Herrn Schäuble, keine Mehrheit hat. Da mögen sie den „großartigen“ Wahlsieg von Frau Merkel feiern. Mehrheit im Parlament ist das Ziel, um das es am Ende geht, und das ist verfehlt. Nun muss Frau Merkel sich auf die Suche machen, weil es den natürlichen Partner, der alles mitmacht, die Klappe hält und ansonsten nur dafür sorgt, dass sein Klientel angemessen bedient wird, nicht mehr gibt. Auf Nimmerwiedersehen FDP, wir weinen euch keine Träne nach. Diese Partei wird es, ohne die Möglichkeit, schöne Pöstchen zu verteilen und ministerial in den Medien aufzutreten, bald nicht mehr geben.

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