Verstehen die Kapitalisten den Kapitalismus nicht?
Vergangene Woche hatte ich eine interessante Diskussion an der Goethe-Universität Frankfurt über die globalen und europäischen Probleme. Im Rahmen dieses Gesprächs fragte ein Student, ob denn die Kapitalisten so wenig vom Kapitalismus verstehen, dass sie ihn vor die Hunde gehen lassen, indem sie mit ihrer wirtschaftlichen Macht verhindern, dass ihre Kunden, die zugleich ihre Arbeiter und Angestellten sind, genug Geld haben, um die Produkte zu kaufen, die sie selbst herstellen.
Ich konnte dazu nur sagen, dass es so zu sein scheint, denn wie könnte man sonst erklären, dass selbst in Deutschland, wo die Löhne über viele Jahre nur wenig gestiegen sind, es kaum einen Unternehmer oder Manager gibt, der versteht, dass der Markt auf Dauer nicht funktionieren kann, wenn es keine Nachfrageentwicklung der Massen gibt, die Schritt hält mit der Produktion und dem Angebot an Produkten. In Deutschland sind in dieser Frage die Reihen der Unternehmer (und der Ökonomen natürlich) fest geschlossen, obwohl es kaum nachzuvollziehen ist, dass nicht einmal der Chef eines großen, vorwiegend für den Binnenmarkt arbeitenden Unternehmens auf die Idee kommt, zu fragen, wieso dieser deutsche Binnenmarkt seit fast fünfzehn Jahren stagniert. Offensichtlich ist in Deutschland die Lobby der Exportunternehmen so stark, dass sie jede vernünftige Stimme unterdrücken können. Vielleicht ist es ja bezeichnend, dass der heutige Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Hubertus Pellengahr, lange Jahre Sprecher des deutschen Einzelhandels war.
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