EU

Vom Merkantilismus zum Merkelantismus

| 16. Juli 2013

In dem Gespräch in NDR-info, auf das ich letzte Woche hingewiesen hatte, war mein Gegenüber Henning Klodt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Der brachte ein schönes Zitat des früheren Direktors des Instituts, Herbert Giersch, der gesagt hat, das Wichtige beim Freihandel sei der günstige Import, nicht die Maximierung des Exports. Wie weise. Wenn man das beim Institut für Weltwirtschaft heute noch Ernst nähme, gehörte man zu den schärfsten Kritikern der Bundesregierung, weil die einen klar merkantilistischen Kurs fährt, bei dem der Export das Entscheidende, der Import aber nur eine lästige Begleiterscheinung ist, der zudem die Überschüsse, die man im Außenhandel doch erzielen möchte, mindert.

Im Merkantilismus war in der Tat der Überschuss im Außenhandel das wichtigste wirtschaftspolitische Ziel, weil ein außenwirtschaftlicher Überschuss mit der Vermehrung der Gold- bzw. Metallreserven und das wiederum mit der Vermehrung von Vermögen gleichgesetzt wurde. Beides diente der Steigerung der staatlichen Macht. Daneben gab es aber auch im Merkantilismus schon die Idee, dass ein positiver Saldo von Export zu Import dazu dienen könne, mehr eigene Arbeit einzusetzen, weil Importe ja die eigene Arbeit verdrängen. Historisch gesehen wird dieses Beschäftigungsargument im Merkantilismus lange bewusst eingesetzt; es wird schließlich von den klassischen Autoren, vorneweg von Adam Smith, widerlegt. Smith argumentiert, dass man Beschäftigung auch durch vermehrte Produktion für die Nachfrage schaffen kann, die das eigentliche Ziel der menschlichen Anstrengungen im Bereich der Ökonomie ist, nämlich der private Konsum.

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