Arbeit

Warum BILD den deutschen „Lohndeppen“ entdecken musste

| 30. April 2014

BILD entdeckt auf einmal, dass in Deutschland die Reallöhne in den letzten zwanzig Jahren nicht gestiegen sind, und erfindet das schöne Wort „Lohndeppen“ für den deutschen Arbeitnehmer. Ich will mich inhaltlich damit nicht auseinandersetzen. Wolfgang Lieb hat auf den Nachdenkseiten schon das Wichtigste zur Sache gesagt, und unsere Leser wissen diesen Vorgang ohnehin gut einzuordnen. Machen wir uns aber nichts vor, diese „Entdeckung“ eines linken Themas auf der Rechten ist kein Zufall. Deutschlands Rechte bemächtigt sich dieses Themas, denn der Großteil der Linken, insbesondere die Sozialdemokraten und die Grünen, haben hier ein Vakuum entstehen lassen, das nun gefüllt wird.

Das perfide an der BILD-Strategie ist, dass den Deutschen eingeredet wird, sie hätten auf Löhne verzichtet, während die anderen (die Ausländer) sich schadlos gehalten hätten. Einen Zusammenhang zwischen beidem gibt es bei dieser rechten Interpretation insofern, als – so stellt es BILD dar – die dummen Deutschen jetzt auch noch für diejenigen, die über ihre Verhältnisse gelebt haben, aufkommen müssen. Wie die Verhältnisse wirklich waren, welche wirtschaftlichen Folgen das deutsche Gürtel-enger-Schnallen in Europa und in Deutschland selbst hatte, ob es gerechtfertigt war und wem es genützt hat, wird nicht gefragt. Das ist nicht anders als bei den ehemaligen linken Regierungsparteien Rot und Grün, die ihre Gürtel-enger-Schnallen-Politik ja heute noch feiern und damit vollkommen unfähig sind, die Lage in Europa angemessen zu beurteilen.

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